Der Rosenwurz kommt in der nördlichen Hemisphäre von Meereshöhe an bis in größere Höhenlagen (1.000 bis 3,000m ü. NN) im Gebirge, in Europa in den Pyrenäen, vereinzelt auch in den Alpen, auf dem Balkan und in der Arktis. Dieses Dickblattgewächs wächst zwischen Felsen, an Klippen und auf Geröllhalden. Der Rosenwurz besiedelt dort sowohl kalkhaltige als auch auf kalkfreie Böden (also Silikat- und Kalkgestein).
Der Rosenwurz Rhodiola rosea gehört zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae). Die Gattung Rhodiola enthält rund 50 Arten, von denen 2 auch in Europa vorkommen. Ursprünglich wurden diese Arten zur Gattung Sedum gerechnet, später aber in eine eigene Gattung Rhodiola gestellt, da sie sich von den Fetthennen und Mauerpfefferarten der Gattung Sedum in einer ganzen Reihe von Merkmalen deutlich unterscheiden.
Der Rosenwurz ist eine mehrjährige, krautige Staude mit dick-fleischigen Stängeln. Diese Pflanzenstängel wachsen senkrecht in die Höhe, nichtblühende Triebe gibt es nicht. Der Rosenwurz bildet einen Horst.
Das Rhizom ist gut entwickelt und zylindrisch bis verkehrt konisch geformt, unter optimalen Bedingungen ist es außerdem verzweigt udn 1 bis 2cm dick. Das frisch angeschnittene Rhizom verbreitet einen rosenähnlichen Duft, daher der Namen Rosenwurz.
Die fleischigen Laubblätter sind ei- bis lanzettförmig und hellgrün oder grau-bis blau-grün mit einer rötlichen Blattspitze. Diese Blätter sind zum Teil am Rand unregelmäßig fein gesägt oder völlig glatt; sie sind wechselständig am Stängel angeordnet.
Die Blüten sind eingeschlechtlich, d.h. es sind entweder männliche oder weibliche Blüten an einer Pflanze zu sehen, wobei das andere Geschlecht allerdings manchmal noch als Kümmerform an derselben Pflanze vorhanden ist. Die Blütenknospen sind zunächst rosa. Die geöffneten weiblichen Blüten sind gelb gefäbrt, nehmen aber beim Verblühen einen rötlich orangen Frabton an. Die männlichen Blüten sidn dagegen prupurn gefärbt. Die sternförmigen, etwa 6mm breiten Blüten bilden dichte Trugdolden. Je nach den klimatischen Bedingungen am Standort fällt die Blütezeit des Rosenwurzes in die Monate Mai bis August.
Aus den befruchteten weiblichen Blüten entwickeln sich aufrecht stehende Balgfrüchte. Die fleischigen Balgfrüchte sind mit Härchen besetzt und erreichen eine Länge von durchschnittlich 0,5cm. Sie haben eine längliche, zylindrische Form. Mit zunehmender Reife färben sich die Balgfrüchte hell- bis intensiv rot. Die Samen sind schmal länglich, zwischen 12 und 14mm lang mit einer runden Spitze. Sie sind bräunlich gefärbt und leicht längs-gerippt.
In der Schweiz ist es gelungen, durch Einkreuzung eine Sorte zu züchten, die für die Kultur im Garten und im kommerziellen Anbau gut geeignet ist. Diese Sorte ‚Mattmark‚ zeichnet sich durch einen höheren Gehalt der beiden medizinisch wertvollen Inhaltsstoffe Rosavin und Salirosid aus. So lassen sich die Wildbestände des Rosenwurzes schützen, auch wenn der Bedarf an Rosenwurz als Heilpflanze in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen ist.
Der Rosenwurz wächst am besten auf einem Gemisch aus Kies und reifer Komposterde. Der Boden sollte außerdem gut durchlässig, möglichst kalkfrei und leicht sauer sein. Zum Anpflanzen wählt man einen Platz im Halbschatten oder Sonne. Der pflanzabstand sollte etwa 25cm betragen, das entspricht 16 Exemplare pro Quadratmeter.
Rhodiola rosea braucht während der Vegetationsperiode regelmäßig Wasser und Dünger, da die Pflanze einen relatv hohen Nährstoffbedarf hat. Als Pflanze der Arktis und der Alpen benötigt der Rosenwurz keinen Winterschutz, er ist absolut frostfest.
Man kann den Rosenwurz im Frühjahr und Herbst durch Aussaat oder im Frühjahr durch Teilung vermehren.
Schon die Wikinger kannten den Rosenwurz als Heilpflanze und nutzten den Wurzelstock zum Blutstillen und als allgemeines Mittel zur Stärkung der Abwehrkräfte. Dann geriet die Pflanze lange Zeit wieder in Vergessenheit. Bis man entdeckte, dass ihr Rhizom medizinisch wertvolle Inhaltssstoffe enthält, die die Gedächtnisleistungen des Gehirns deutlich steigern kann und in der Wirkung dem Ginseng-Baum vergleichbar ist. Seitdem boomt der Markt dieser als Anti-Aging-Medizin angepriesenen Heilpflanze. Man bekommt sie in Form von Tabletten, Pulver oder Tropfen. Die ersten wild geernteten Pflanzenprodukte kamen aus Sibiren; inzwischen wird Rhodiola rosea auch in Mitteleuropa angebaut. Denn in den Alpen ist dieses Dickblattgewächs extrem selten zu finden und in seinen Beständen stark gefährdet.
Der Rosenwurz eignet sich gut für einen Platz im Stein- und Alengarten, sowie im Alpinum oder Alpinhaus.
Eine verwandte Art aus der gleichen Gattung der Dickblattgewächse wird ebenfalls gerne im Garten kultiviert, allerdings nur als reine Zierpflanze, ist Rhodiola heterodonta, die aus den Hochgebirgen zwischen Afgjhanistan und Nepal stammt. Rhodiola heterodonta wird etwa 45cm hoch und 25cm breit. Sie hat fleischige, bläulich-grüne, gezähnte Laubblätter. Zwischen Juni und Juli erscheinen die in dichten Dolden stehenden orange- bis purpurroten Blüten. Diese Art braucht einen sonnigen Platz mit einem gut durchlässigen, aber frischen Boden.