Die Mispel ist bereits solange auch in Mitteleuropa in Kultur, vor allem früher in den Bauerngärten (daher rührt vermutlich auch der irreführende Artname germanica), das ihre ursprüngliche Herkunft nicht mehr mit Sicherheit geklärt werden kann.
Man vermutet, dass ihre ursprüngliche Heimat in Vorderasien liegt, denn hier wurde sie schon vor 3.000 Jahren kultiviert. Vor rund 1.000 Jahren kam die Mispel dann mit den Römern über die Alpen auch zu uns nach Germanien. Im Mittelalter war die Echte Mispel in Mitteleuropa recht verbreitet. In der Landgüterordnung Karls des Großen wird sie als eine von 16 Obstgehölzen aufgeführt.
Bis ins 19.Jahrhundert pflegte man die Mispel in fast allen Bauerngärten. Dann verschwand sie nach und nach und wurde bei uns extrem selten. Inzwischen erlebt die Mispel jedoch wieder Aufmerksamkeit, da das Interesse an Wildobst stetig von Jahr zu Jahr wächst.
Die Echte Mispel gehört zu de Kernobstgewächse in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Es gibt eine 2. Mispelart , Mespilus canescens, die erst im 20. Jahrhundert in Nordamerika entdeckt wurde. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass die Mispeln eigentlich zur Gattung der weißdornarten Crataegus zu rechnen ist.
Die Mispel ist ein Strauch oder kleiner Baum, der bis zu 5m hoch werden kann. Der unregelmäßig geformte Stamm wird im Durchschnitt meist nicht mehr als 25cm dick. Der Baum hat eine ausladende Krone mit einem annähernd runden Profil. Oft ist er breiter als hoch.
Die Echte Mispel ist sommergrün, verliert also im Herbst ihr Laub. Das Holz ist sehr hart. Bei den Verzweigungen lassen sich Lang- und Kurztrieb unterscheiden, und nur die Kurztriebe tragen Früchte. Junge Exemplare der Wildform der Mispel sind filzig behaart und haben Dornen, während die Kulturformen der Mispel unbedornt sind.
Die Laubblätter sind wechselständig angeordnet. Die länglich ovalen Blätter laufen spitz zu und haben eine dunkelgrüne Oberseite, während die Blattunterseite heller und filzig behaart ist. Der Blattstiel ist kurz, während die Blattspreite bis zu 12cm lang sein kann. es gibt jeweils zwei Nebenblätter mit einer stacheligen Spitze und einem mit Drüsenhärchen besetzten Rand.
Die Blütezeit der Mispel fällt in die Monate Mai bis Juni. Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig, wobei die fünf Kornblätter weiß bis hell-rosa gefärbt sind. Davon farblich abgesetzt sind die bis zu 40 Staubfäden mit den roten Staubbeuteln. Es gibt fünf Griffel und einen unterständigen Fruchtknoten. Die Mispel wird in der Regel durch Selbstbestäubung befruchtet.
Die Früchte reifen bis Ende Oktober/Anfang November heran. Die apfelartigen Früchte sind braun gefärbt mit den noch gut erkennbaren Kelchblättern an der Spitze. Die Früchte sind von einem Stützgewebe durchsetzt, dass macht sie hart und haben ihnen den Namen Steinäpfel eingebracht. Die Früchte der Kultursorten sind meist mehr als 5cm, selten bis zu 8cm groß. Die Wildformen der Mispel haben deutlich kleinere, weniger als halb so große Früchte.
Von der Echten Mispel gibt es eine ganze Reihe von Varietäten, darunter:
Außerdem wurden von der Echten Mispel einige Sorten mit größeren oder mehr Früchten gezüchtet, darunter:
Diese beiden Sorten waren bereist um 1800 in Kultur!
Die Echte Mispel ist ein recht anspruchsloser Baum. Sie braucht lediglich einen sonnigen, warmen und etwas geschützten Platz im Garten mit einem mittelschweren, lehm- und kalkhaltigen, aber gut durchlässigen Boden. Ist der Boden zu locker und sandig, wird er Gartenkompost gemischt.
Die Mispel am besten im Frühjahr gepflanzt. Dazu wählt man einen möglichst freistehenden Platz, wo die Mispel später mit zunehmendem Alter ihr sechs bis sieben Meter breite, ausladende Krone frei entfalten kann. In den ersten vier Jahren sollten der Jungbaum zur Stütze mit einem Baumpfahl auf seiner Westseite stabilisiert werden.
Im Frühjahr gibt man der Mispel einige Liter reifen Gartenkompost auf die Baumscheibe gemischt mit etwas Hornspänen als organischer Langzeitdünger. Besonders nach der Blütezeit darf der Boden im Wurzelbereich der Mispel nicht völlig austrocknen, sonst der Baum später die noch unreifen Früchte ab. Vorbeugend kann man die Baumscheibe dazu mit einer wenige cm hohen Mulchschicht bedecken. Junge Exemplare sollte man in den ersten Wintern mit Reisig etwas Wintersonne bei Kahlfrösten schützen. Damit die Baumrinde bei Frost nicht aufreißt, weißt man den Stamm im Herbst. In den ersten Jahren fördert ein sogenannter Erziehungsschnitt, bei dem man nur den Mitteltrieb und wenige seitliche äste stehen lässt, die Entwicklung einer gleichmäßigen Baumkrone.
Während sich die Wildformen der Echten Mispel auch mit Hilfe ihrer Samen vermehren lassen, ist man bei den Zuchtformen mit ihren oft samenlosen Früchten auf die vegetative Vermehrung angewiesen. Dazu setzt man die Stecklinge durch Okulation und Pfropfen auf eine Unterlage, um sie zu veredeln. Als Pfropfunterlage kommen u.a. die Wildformen von Birnbäumen, Quitten oder Weißdorn infrage.
Frisch geerntete Früchte sind ungenießbar. Sie sind erst essbar, wenn sie Frost ausgesetzt waren oder wenn sie längere Zeit gelagert worden sind. Dadurch wird der Tannin-Gehalt reduziert und die Fruchtsäuren langsam abgebaut, die Früchte verlieren ihre ursprüngliche Härte, werden mürbe und sie werden süßer durch den langsam Anstieg des Zuckergehaltes. Dann kann man sie zu Marmelade oder Gelée verarbeiten.
Früher wurden die Früchte auch in der Volksmedizin wegen ihrer harntreibenden und zusammenziehenden Wirkung genutzt.
Die unreifen Früchte nutzte man wegen ihres hohen Tannin-Gehaltes von rund 2,6% zum Gerben verwendet. Da das Tannin in Getränken zum Ausflocken von Eiweißen führt, setzt man die Früchte früher Wein und Most zu, um Trübstoffe auszuflocken.
Als Obstgehölz hat die Mispel heutzutage an Bedeutung verloren. besonders mit ihren panaschierten Zuchtformen ist die Mispel im Garten nun in erster Linie ein Ziergehölz.
Mispelholz ist hart mit einer feinen Maserung. Während des Kernholz einen leichten Braunton hat, ist das Splintholz weiß mit einem Hauch von rosa gefärbt. Die Jahresringe sind deutlich zu erkennen. Das Mispelholz wird zum Drechseln, für Tischerarbeiten und Intarsien genutzt.