Die einheimische Kornelkirsche ist in weiten Teilen West-, Mittel- und Süd-Europas verbreitet. Als wärmeliebendes Rosengewächs fehlt sie im nördlichen Teil Mitteleuropas und in Nordeuropa. Außerhalb Europas kommt sie in der Türkei, Armenien und dem Kaukasus, sowie auf der Halbinsel Krim am Schwarzen Meer vor.
Neben dem Roten Hartriegel Cornus sanguinea gehört die Kornelkirsche zu den beiden natürlich vorkommenden, einheimischen Hartriegelgewächsen. In Deutschland wächst sie meist nur als Heckenpflanze, an sonnigen, steinreichen Hängen, auf Fels und in trockenen Laubwäldern, zum Teil auch in Auenwäldern außerhalb der Überflutungsbereiche – in der Regel vor allem auf kalkreichem Untergrund an sonnigen Plätzen und im lichten Halbschatten. Häufig stößt man auf die Kornelkirsche auch in Gesellschaft mit Hainbuchen, Salweiden und Wildrosen.
Im Gegensatz zur Kornelkirsche besiedelt der Rote Hartriegel eher offene Flächen; in Laubwäldern findet man ihn nur selten. In den Schweizer Alpen kommt er bis in Höhenlagen von mehr als 1.500m ü. NN vor.
Die Kornelkirsche Cornus mas aus der Familie der Hartriegelgewächse (Cornaceae) ist ein mittelgroßer Strauch von 2 bis maximal 5m Höhe. Es gibt aber auch Exemplare, die als Baum eine Höhe von 8 bis zu 10m erreichen können. Die Kornelkirsche kann bis zu 100 Jahre alt werden. Die Kornelkirsche ist mehrjährig, verliert aber wie die meisten unserer einheimische Gehölze im Spätherbst ihre Blätter. Allerdings wirft die Kornelkirsche schon früher als andere einheimische Gehölze ihr Laub ab und bleibt dann viele Monate lang kahl. Doch vor dem Laubfall färben sich die Blätter leuchtend rot. Erst zum Frühjahrsende treiben die Blätter wieder aus.
Die Äste sind oft dicht und bizarr verzweigt. Die Rinde hat eine gelblich-graue Färbung, weist viele Risse auf und blättert mit der Zeit ab. Die jungen, neuen Zweige haben dagegen eine olivgrüne oder braunrote Färbung mit feinen Härchen. Diese Zweige haben in der Regel einen kantigen Querschnitt. Das Holz der Kornelkirsche ist dicht und feinfaserig, zäh und nur schwer zu spalten. In der Antike wurden aus ihrem Holz Lanzen hergestellt.
Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet. Sie haben lange Stiele mit einer Rinne auf der Oberseite. Die zwischen 5 und 10cm lange Blattspreite ist oval bis eiförmig-elliptisch mit einer abgerundeten Basis und einem spitz zulaufenden vorderen Ende. Die Blattoberseite ist mattgrün mit flach angedrückten Härchen, die Unterseite unbehaart und deutlich heller grün. Auf der Oberseite treten 3 bis 4 Paar in Bögen verlaufende Seitennerven deutlich hervor.
Die Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr noch vor dem Laubaustrieb – zwischen März und April, nach einem besonders milden Winter manchmal auch schon im Februar. Am Vorjahresholz drängen sich jeweils bis zu 25 winzig kleine Blüten zu einem kugelförmigen Blütenstand zusammen. Bei diesem Blütenstand handelt es sich um eine sogenannte Trugdolde, die sich über 4 gelblich-grünen Hüllblättern erhebt. Die Kelchblätter der Blüten sind kurz und haben eine dreieckige, spitz zulaufende Form. Die Blütenkrone ist goldgelb gefärbt, ihre Blütenblätter sind lanzettförmig spitz und 2 bis 3mm lang. Die Blüten sind reich an Nektar und Pollen und locken bereits zu Frühjahrsbeginn zahlreiche Bienen, aber auch Schwebfliegen und einige Käferarten an.
Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich an kurzen, nicht mehr als 5mm langen, behaarten Stielen herabhängende zylindrische Steinfrüchte von dunkel- bis scharlachroter Farbe. Diese kirsch-ähnlichen Früchte werden rund 1 bis 3cm lang und sind frühestens ab August pflückreif. Der Kern der Frucht ist elliptisch geformt. Das Fruchtfleisch der Kornelkirsche ist essbar und hat roh einen süß-sauren Geschmack. Für viele Singvögel, ebenso wie die Bilche (Haselmaus und Siebenschläfer) sind diese Kornelkirschen ein wahrer Leckerbissen.
Neben der Naturform der Kornelkirsche gibt es auch einige Zuchtsorten:
Die Kornelkirsche eignet sich sowohl für einen Platz in der Sonne als auch im Halbschatten. Der Boden sollet möglichst frisch und lehmhaltig sein. Außerdem ist es wichtig, dass das Pflanzsubstrat kalkhaltig ist. Die Kornelkirsche ist unempfindlich gegenüber Luftverschmutzung und kann deshalb auch gut im Innerstädtischen Bereich oder zur Randstreifenbegrünung von Straßen eingesetzt werden. Sie ist robust und widerstandsfähig gegen Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten.
Kornelkirschen pflanzt man während der Vegetationszeit, also zwischen April/Mai und September. Kornelkirschen schlagen gut aus und sind deshalb vor allem als Heckenpflanzen sehr beliebt. Auch als ungeschnittene Wildhecke zusammen mit Hainbuche, Haselnuss und der Roten Heckenkirsche – Arten mit denen sie auch in der Natur zusammen vorkommt, wirkt sie sehr dekorativ und bietet Heckenbrüter Schutz und den Weichfutterfressern unter den Singvögeln reichlich Nahrung, wenn man die Früchte nicht selber ernten will. In der Zeit des Barocks wurde auch die Kornelkirsche vorzugsweise als streng in Form geschnittene Zierhecke angelegt.
Da die Heckenkirsche ein dichtes Wurzelwerk hat mit starker Neigung zu Adentivwurzeln, kann man die Sträucher auch gut zur Hang- und Böschungssicherung auf erosionsgefährdeten Böden einsetzen.
Die Kornellkirsche ist ein pflegeleichter, genügsamer Strauch. Bei heißem, trockenen Wetter sollte aber intensiv gegossen werden. An die Düngung werden keine besonderen Ansprüche gestellt. Sowohl die Stammform als auch ihre Zuchtsorte Cornus mas ‚Variegata‘ sind winterhart und brauchen keinen Frostschutz.
Die Kornellkirsche lässt sich am einfachsten vegetativ vermehren. Dazu werden im Hochsommer aus dem nicht voll ausgehärteten Holz Stecklinge geschnitten.
Auch die Vermehrung durch Absenker ist möglich. Dazu nimmt niedrig wachsende und lange Zweige, biegt sie soweit, dass sie Bodentakt bekommen und fixiert diese Kontaktstelle mit einer Stahlklammer, bis der Zweig anwächst, Wurzeln gebildet hat und von der Mutterpflanze getrennt werden kann.
Mühsam, aber möglich ist dagegen die generative Vermehrung mit Hifle der Samen. Die Keimzeit ist zum einen sehr lang, zum anderen müssen die Samen stratifiziert wredne indem man sie mehrere Monate hält und schließlich muss man die Schale anrauen – am einfachsten indem man die Kerne in einem Gals mit Sandpapier kräftig durchschüttelt.
Zuchtsorten wie Cornus mas ‚Variegatata‘ und die meisten anderen Zuchtsorten können dagegen nur vegetativ vermehrt werden – am einfachsten wiederum mit Hilfe von Stecklingen, die im Sommer aus dem noch weichen Holz geschnitten werden.
Die Früchte der Kornelkirsche – früher wurden sie auch Kornellen genannt – sind so vielseitig wie kaum eine andere Frucht der auch im Hobbygarten gepflegten Wildsträucher zu verwenden. Un- und halbreife Kornelkirschen sind jedoch sauer und kaum genießbar, deshalb ist es wichtig nur vollreife Früchte zu ernten. Erst wenn sich die Frucht leicht vom Stiel lösen lässt, ist sie wirklich reif. Dann kann man sie auch ganz einfach vom Strauch schütteln und auflesen. Färbung und Geschmack der Kirsche kann je nach Sorte variieren.
Kornelkirschen können sehr vielseitig frisch, getrocknet oder sogar eingelegt verwendet werden. Besonders in Süddeutschland, wo die Kornelkirsche ja in vielen Regionen als wärmeliebendes Gehölz seit langem heimisch ist, wird die Kornelkirsche seit Jahrhunderten bereits für Getränke und Speisen verwendet. da die Früchte neben Trauben- und Fruchtzucker, Äpfelsäure vor allem sehr viel Vitamin c enthalten, gelten sie als Energie- und Vitaminspender. Die Früchte der Kornelkirsche werden zu Säften, Most, Likör, Wein, Obstbrand und (Kornel-)Kirschwasser verarbeitet, aber auch zu Gelee und Marmeladen und Sirup.
Die Heilkräfte der Kornelkirsche wurden schon im frühen Mittelalter vielseitig genutzt. Hildegard von Bingen schrieb in ihrer Physika im 12. Jahrhundert ein ganzes Kapitel über die Kornelkirsche, damals ihr Erlizbaum genannt. Sie beschreibt wie Gichtbeschwerden durch ein Bad aus dem Laub, der Rinde und dem Holz gemildert werden können und die Früchte den Magen reinigen. Auch heute noch wird in der Hildegard-Medizin des Heilpraktikers Reinhard Schiller die Kornelkirsche als Langzeittherapie zur Reinigung des Verdauungstraktes, zur Behandlung von Dickdarmentzündungen und Magengeschwüren empfohlen. Und im Hildegard-von-Bingen-Kochbuch von W. Strehlow wird die Heilwirkung der Früchte vor allem auf den Farbstoff Anthocyan zurückgeführt, der als Schutz- und Reparaturfaktor Schleimhautverletzungen, Blutgefäße und Gastritis und Kampadern heilen kann.
In der Volksmedizin sind die Früchte seit langem als probates Mittel gegen Durchfall, die Rinde dagegen gegen Verstopfung bekannt und die Blätter der Kornelkirsche werden als Tee empfohlen.