Die Sommerlinde ist zwar in Mittel- und Südeuropa verbreitet, kommt aber nur noch selten wild vor. Leider ist sie heutzutage forstwirtschaftlich ohne Bedeutung. Sie wird gerne als Alleebaum angepflanzt. Auch von Imkern wird die Sommerlinde wegen ihrer nektarreichen Blüten mit einem hohen Zuckergehalt als Bienenweide geschätzt. Früher bildeten sie als Dorflinde häufig zusammen mit dem Anger den Mittelpunkt des Ortes. Aus dieser Zeit gibt es noch einige uralte, mächtige Lindenbäume.
Die Sommerlinde gehört zur Gattung Tilia in der Familie der Malvengewächse. Neben der Sommerlinde zählt auch die Winterlinde Tilia cordata zu den einheimischen Laubbäumen. Aus der Kreuzung der Sommerlinde Tilia platyphyllos mit der Winterlinde Tilie cordata ist die Holländische Linde Tilie x europae entstanden. Euch die die europäische Krim-Linde Tilia x euchlora ist eine Hybride, allerdings unbekannter Entstehungsgeschichte.
Die Sommerlinde ist ein sommergrüner Laubbaum von bis zu 40 m Höhe. Stattliche, alte Exemplare können mehr als 1000 Jahre alt sein. Diese Linde hat eine große, hochgewölbte Krone. Der Stamm wächst relativ gerade in die Höhe; bei alten Bäumen kann er mehrere Meter Umfang einnehmen.
Die Baumrinde ist dunkel- bis bräunlich-grau gefärbt. Sie weist viele feine, in Längsrichtung verlaufende Furchen auf, die aber nicht sehr tief sind. Junge Triebe sind rötlich-grün gefärbt und oft mit samtartig weichen Härchen besetzt, können aber auch völlig kahl sein oder die Behaarung beschränkt sich auf die Triebspitzen.
Die Laubblätter sind herzförmig und mit 7 bis 12cm etwa gleich lang und breit. Das Blatt läuft vorne in einer lange Spitze aus. Die Blattbasis ist oft leicht schief. Der Blattrand ist mit feinen Zähnen besetzt, die immer zur Blattspitze hinweisen. Die Blattspreite ist oben dunkelgrün, auf der Unterseite deutlich heller grün. Die Blattränder sind leicht nach unten gebogen.
Der Hauptblütemonat der Sommerlinde ist in Mitteleuropa der Juni. jeweils bis zu 6 der cremeweißen Blüten bilden einen lockeren, hängenden Blütenstand in Form einer Rispe oder Traube. Die Achse dieses Blütenstandes ist bis zur Hälfte mit einem länglichen, hellgrünen Tragblatt verwachsen. Aus den befruchteten Blüten werden kantige Kapselfrüchte von etwa 1cm Länge gebildet.
Von der Sommerlinde gibt es neben der Nominatform Tilia platyphyllos platyphyllos 4 weitere Unterarten.
Sommerlinden brauchen einen sonnigen, freien Platz mit einem frischen bis mäßig feuchten Boden, der durchlässig, aber nährstoffreich sein sollte.
Junge Sommerlinden werden gepflanzt, solange sie keine Blätter haben, also im Herbst oder im Frühjahr. Das pflanzloch sollte doppelt so breit und tief wie die Wurzelscheibe des Baumes sein. In den Pflanzloch kommt zuunterst eine Kiesschicht zur Dränage, denn auch Sommerlinde reagieren empfindlich auf Staunässe. Die Pflanzerde wird mit Kalk und reifem Gartenkompost gemischt.
Vor und nach dem Einpflanzen muss das Lindenbäumchen gut gewässert werden. Damit das Lindenbäumchen einen stabilen Halt findet und aufrecht in die Höhe wächst, bekommt es in den ersten Jahren auf beiden Seiten einen Pfahl als Stütze.
In den ersten Jahren muss der Lindenbaum regelmäßig gegossen werden. Denn es dauert eine Weile, bis die Wurzeln so tief ins Erdreich vorgedrungen sind, dass sie den Grundwasserspiegel erreichen und sich selbst mit Wasser versorgen können.
Außerdem wird der Lindenbaum in den ersten Jahren nach dem Anpflanzen zu Beginn der Vegetationsperiode einmal mit einem Dünger versorgt – am besten mit einem organischen Langzeitdünger, z.B. reifem Gartenkompost. diese Dünger wird oberflächlich in die Baumscheibe eingeharkt.
Sommerlinden blühen erst ab dem 6. Lebensjahr. Dann kann man die Blüten im Juni ernten, trocknen und als Tee verwenden.
Sommerlinden sind zwar gut schnittverträglich, sie müssen aber nicht regelmäßig geschnitten werden. Es reicht, wenn man störende, morsche oder kranke Äste auslichtet. Das Zurechtstutzen bestimmter Kronenformen sollte man stattdessen dem Fachmann überlassen.
Eine blühende Sommerlinde lockt mit ihren bis zu 60.000, duftenden Blüten unzählige Bienen an. Auch wenn an Erkältungen und grippalen Infekten leidet, weiß die lindernde Wirkung des Lindenblütentees zu schätzen. Der Tee hat eine schweißtreibende und fiebersenkende Wirkung.
Das das Lindenholz zu weich ist, wird es als Bauholz oder zum Möbelbau nicht verwendet. Doch es ist leicht zu bearbeiten, deshalb eignet es sich hervorragend zu Schnitzen. Im Mittelalter wurden aus seinem „lignum sanctum“ (dem heiligen Holz) Tausende von Marienstatuen und Krippenfiguren erschaffen. Heute wird es in manchen Orten noch zum Schnitzen der Fasnachtsmasken verwendet oder um Holzspielzeug daraus zu fertigen.
An einem warmen Frühlingstag kann man beherzt unter der Linde nach zarten Blättern oder Blüten greifen – sie sind essbar und liefern Vitamin C. Weiterhin wurde früher die innere Schicht der Linden-Rinde zur Seilherstellung genutzt. Diese robusten Fasern gehören zu den besten natürlichen Tauwerken der Welt. Wer sich das Können aneignet, könnte noch heute seine Seile aus Linden-Bast drehen.
Linden können mehr als 1000 Jahre alt werden. Bei den Kelten und Germanen galt die Sommerlinde als heilig. Bei den Germanen war sie der Fruchtbarkeitsgöttin Freya gewidmet. Und unter ihrer mächtigen Kronen wurde auf dem Thing-Platz Gericht gehalten. Denn unter einem so alten Baum sollte die Wahrheit wohl ans Licht kommen und mit ihrem Blütenduft sollte sie den Richter gütig und die streitenden Parteien versöhnen.
Die Kelten weihten in ihrem keltischen Baumkalender die Zeit zwischen dem 11. bis 20.März und zwischen dem 13. und 22.September der Linde.
Nach der christlichen Missionierung wurden aus den Frey-Lindenbäumen die Marien-Linden, die mit Kreuzen, Blumen und Marienbildern zum Schutz des Dorfes und seiner Bewohner geschmückt wurden. Daraus wurden regelrechte Wallfahrtsstätten.
Statt der Sommerlinde werden in den letzten Jahrzehnten in Gärten und Parks andere Lindenarten gepflanzt, z.B. die ursprünglich aus China stammende Oliver-Linde (Tilia oliveri), die Weiß- oder Silberlinde (Tilia ‚Petiolaris‘), die Holländische Linde Ttilia x europaea) oder die Krim-Linde (Tilia ‚Euchlora‘).