Die Echte Weinrebe stammt wohl ursprünglich aus dem Kaukasus. Sie kommt als Wildpflanze in Mitteleuropa vor allem entlang von der Donau und dem Rhein vor. Sie wird im gesamten Mittelmeergebiet, in Teilen Frankreichs, im Südwesten der Schweiz, in Deutschland, vor allem entlang der Oberrheinischen Tiefebene und in den Flusstälern von Neckar und Donau, im Süden Russlands und in Kleiasien angepflanzt. Die Hauptanbaugebiete der Echten Weinrebe liegen neben dem Mittelmeerraum und dem Schwarzen Meer in Kalifornien und Südafrika.
Später wurden auch in Chile europäische Weinsorten angebaut. 1868 wurde die Reblaus aus Nordamerika in Europa eingeschleppt, die praktisch die gesamten Bestände der Weinstöcke vernichtete. Die aus Europa importierten Rebsorten waren in Chile jedoch Reblaus-resistent und so wurden Nachkommen dieser Reben nach Europa reimportiert. So retteten die chilenischen Weinstöcke den europäischen Weinanbau. Allerdings war die Qualität ihrer Trauben nicht so gut, sodass man sie vor allem als Pfropfunterlagen verwendete. Die Echte Weinrebe ist jedoch eine uralte Kulturpflanze und wird nachweislich schon mehr als 5.000 Jahre lang genutzt. An der Bildung der heute mehr als 100 Kultursorten waren auch Vitis-Arten aus Asien sowie Wildreben vom Oberrhein und den Donauauen beteiligt.
Die Echte Weinrebe ist ein strauchförmiges Gehölz, welches zwischen 10 und 20m hoch klettern kann. Sie bildet einen tiefreichenden und stark verzweigten Wurzelstock. Der holzige Stammder Echten Weinrebe hat eine braune Rinde, die sich leicht in Streifen ablösen kann. Die Zweige sind bräunlich gelb bis braunrot gefärbt, meist kahl, seltener filzig behaart. Die Laubblätter sind rundlich bis herzförmig, mit einer schmalen Einbuchtung an der Basis, in der der Blattstiel ansetzt. Die Blätter haben einen Durchmesser von 5 bis 15cm. Das Blatt teilt sich in 5 grob-gezähnte Lappen, die sich teilweise überdecken können. Die Blattoberseite ist kahl, die Unterseite behaart. Meist sitzt nur ein Blatt mit seinem Steil an den Ästen. Gegenüber davon ist eine Ranke, mit der sich die Echte Weinrebe an der Kletterhilfe verankert. Die unscheinbaren, gelbgrünen Blüten bilden dichte Rispen. Die Früchte sind länglich bis kugelförmig. Je nach Sorte können diese Weinbeeren grün, gelblich, violett oder sogar dunkelblau gefärbt sein. Jede Frucht enthält 3 bis 4 hartschalige, dunkle Samen.
Die Echte Weinrebe braucht einen tonigen bis leicht lehmhaltigen und silikatreichen Boden, der locker sein muss. Ist der Kalkgehalt im Boden zu hoch, dann können die Laubblätter gelbe Flecken aufweisen. Ein weißlicher Belag auf der Blattunterseite ist ein deutliches Indiz für Befall mit dem Falschen Mehltaupilz.
Allerdings sind die, als Kletterpflanzen an der Hauswand gezogene Weinreben weniger stark Pflanzenkrankheiten ausgesetzt, als die Rebstöcken im Weinanbau. Die Echte Weinrebe wächst optimal in der Sonne in windgeschützter Lage. Sie wächst etwa 1 bis 2m pro Jahr. Früchte bilden sich nur am einjährigen Holz, deshalb brauchen die Echten Weinreben im Frühjahr einen kräftigen Rückschnitt. Außerdem muss jeder Rebstock jährlich einmal gut mit mineralischem und organischem Dünger versorgt werden.
Echte Weinreben brauchen wegen ihres üppigen Wachstums viel Platz. Ein einziger Weinstock könnte mit der Zeit bis zu 100qm der Wand bedecken. Der Abstand von der Wand sollte etwa 50cm betragen, der Pflanzabstand zwischen den einzelnen Rebstöcken mindestens 150cm. Als Kletterhilfe empfiehlt sich ein Spalier, welches etwa 10cm Abstand von der Hauswand haben sollte.
Echte Weinreben stehen ähnlich wie der Efeu im Ruf, mit ihren Haftorganen das Mauerwerk zu beschädigen. Das trifft vielleicht auf alte, löchrige Mauern zu, die mit Kalkmörtel verfugt wurden. Der Mörtel kann austrocken, pulverisiert und kann dann von den Haftorganen der Kletterpflanzen beschädigt werden. Bei dem heutzutage verwendete Mörtel und glatt verputzten Wänden haben diese Kletterpflanzen aber keine Angriffsflächen. Sobald sich die Ranke der Echten Weinrebe an der Mauer verankert hat, stellen die Haftorgane das Wachstum ein. Man sollte die Ranken jedoch durch rechtzeitiges Rückschneiden von Fenster- und Türrahmen fernhalten.