Ursprünglich war das Hirtentäschel in Südeuropa und in Westasien heimisch. Das Hirtentäschel ist aber längst als Kulturfolger in ganz Europa, auch in Deutschland häufig. Es siedelt sich auf Brachland und Ruderalflächen, Schuttplätzen, Äckern und in Gärten an. Es kommt noch in Höhenlagen von bis 2.000m ü. NN vor. Inzwischen ist das Hirtentäschel fast weltweit verbreitet und kommt in den klimatisch gemäßigten Zone und in den Gebirgen der Tropen vor. Das Hirtentäschel siedelt sich vor allem auf stickstoff- und nährstoffreichen Böden an.
Das Hirtentäschel ist ein- bis zweijähriges Kraut, welches zwischen 20 und 40cm hoch wird. Die Wurzel können bis zu 90cm tief ins Erdreich reichen.
Die grundständigen Laubblätter sind rosettenförmig angeordnet. Sie sind buchtig gelappt oder in Fieder gespalten, seltener völlig ungeteilt. Die oberen Stängelblätter sind ganzrandig, lanzettrrömig mit einer pfeilförmigen Basis.
Die weißen, bis zu 5mm breiten Blüten erscheinen außergewöhnlich lang; die Blütezeit kann vom Februar bis weit in den Herbst reichen, in warmen Regionen kann das Hirtentäschel sogar das ganze Jahr hindurch blühen. Die Blüten bilden eine endständige Traube.
Als Früchte werden zweiklappige, kleine Schoten gebildet. Jede einzelne Pflanze kann bis 64.000 Samen produzieren. Und pro Jahr können vier Generationen aufeinanderfolgen. Dies schafft ein gewaltiges Vermehrungspotential.
Die Samen werden durch Ausschleudern aus den geöffneten Schoten mit Regen und Wind verbreitet. Regenwürmer ziehen die mit Regen auf den Boden fallenden Regetropfen in die Erde ein, wo sie lange Zeit überdauern können und keimfähig bleiben. Die Samen des Hirtentäschels behalten bis zu 30 Jahre lang ihre Keimfähigkeit!
Die klebrigen Samen bleiben außerdem an Kleidung und Schuhen oder an vorbeistreichenden Tieren haften und werden so weiter verbreitet.
Hirtentäschel werden vor allem vom Erreger des Weißen Rots Albugo candida und vom Erreger der Kohlhernie Plasmodiophora brassicae befallen.
Das Hirteltäschel ist eine uralte Heipflanze und widr auch als Tee zur innerlichen Anwednung und äußerlich zur Behandlungen kleneren, blutenden Hautverletzungen genutzt. Alle oberirdischen Pflanzenteile des Hirteltäschels werden zur Blütezeit gesammelt, gesäubert und getrocknet. Als medizinisch wirksame Inhalststoffe sind verschiedene Flavonoide (z.B. Kämpferol und Luteolin), Phenolcarbonsäuren, die Salze von Kalium und Calcium, Vitamin C und terpenartige Verbindungen identifiziert. Innerlich werden mit dieser Pflanzendroge Nasenbluten gestoppt und bei Frauenleiden vor allem in den Wechseljahren behandelt.
Hirtentäschel sind zwar recht zarte Pflänzchen, die sich leicht per Hand aus dem Boden zupfen lassen, wobei die Wurzel oft im Boden bleibt. Aber das Hirtentäschel hat mit bis zu 64.000 Samen pro pflanze und bis zu 4 Generationen pro Jahr ein enormes generatives Vermehrungspotential. Darüber hinaus sind die Samen im Boden bis zu 30 Jahre keimfähig.
Wenn sich das Hirtentäschel erst einmal im Garten angesiedelt hat, wird es man es also kaum jemals wieder völlig los. Wichtig ist es auf alle Fälle, das Hirtentäschel vor der Blüte, spätestens aber bevor die Schoten herangereift sind, aus dem Boden zu ziehen.
Gegen das Hirtentäschel mit chemischen Herbiziden vorzugehen, hieße im wahrsten Sinne mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.