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Schlehe, Schwarzdorn

Prunus spinosa

Auch bekannt als: Schwarzdorn, Schlehdorn

Der Schwarzdorn ist einer der genügsamsten Wildsträucher Europas und eignet sich auch hervorragend als Wildhecke oder zur Hangsicherung im Garten. Neben der Naturform gibt es auch die  Zuchtsorten 'Purpurea' und 'Rosea' mit rosa Blüten und zunächst rotem, später dunkel rot-violettem, bzw. grünem Laub. Alle Formen haben essbare, schwarz-blaue Steinfrüchte, die Schlehen.

Heimat und Ursprung des Schwarzdorns

Der Schwarzdorn hat seine ursprüngliche Heimat vermutlich in Westasien, ist aber schon vor langer Zeit  in Mitteleuropa eingewandert und hier heimisch geworden. Denn bei Ausgrabungen der Pfahlbauten der Jungsteinzeit (3.000 bis 2.000 Jahre v. Chr.) fand man bereits die Schlehenkerne.

Die Schlehe ist heute in fast ganz Europa mit Ausnahme Islands verbreitet. Die nördliche Verbreitungsgrenze liegt in Mittelskandinavien und Schottland. Teilweise kommt der Schwarzdorn auch in den nordafrikanischen Anrainerländern des Mittelmeeres südlich bis zum Atlasgebirge und in Kleinasien vor. Er besiedelt vor allem Hecken, Feld- und Wiesenraine, Waldränder sowie lichte Laubwälder, Weinberggebiete und trockene Flussauen.  Man findet den Schwarzdorn  noch in Mittelgebirgslagen der subalpinen Stufe bis in Höhenlagen von etwa 1.500m ü. NN.

Der Schwarzdorn siedelt sich vor allem auf lockeren, nährstoff- und humusreichen Böden an – oft in Gesellschaft mit Weißdorn, haselnuss-Sträuchern, Berberitze und Wacholder.

Botanische Angaben

Der Strauch des Sxchwarzdorns kann zwischen 1 und 4m, maximal bis zu 6m in die Höhe wachsen. Der dicht verzweigte und sperrige Strauch trägt lange, spitze Dornen, ist aber nur sommergrün, verliert also im Herbst seine Blätter. Die Rinde hat eine bräunliche bis schwärzliche Farbe und reißt im Alter teilweise in schmale Streifen auf.

Die ungeteilten Laubblätter sind wechselständig oder büschelförmig angeordnet. Die Blattform ist rund bis elliptisch mit einem spitzen Ende. Die Blattränder sind fein gesägt. Die Blätter haben eine matt-grüne Färbung. Der Blattstiel ist nur wenige mm kurz.

Die Blütezeit fällt – je nach den örtlichen Milieubedingungen – in die Zeit von März bis Mai. Normalerweise erscheinen die Blüten bereits vor den Laubblättern. Die weißen Blüten sitzen einzeln oder zu mehreren an den Kurztrieben. Sie verbreiten einen mandelartigen Duft. Die fünfzähligen Blüten haben einen Durchmesser von 1 bis 1,5cm. Der Blütenstiel ist kurz. Die dreieckigen bis eiförmigen Kelchblätter sind zwischen 1,5 und 2cm lang und haben einen gezähnten, drüsenhaltigen  Rand.  Die länglich eiförmigen Kronblätter sind dagegen nur 5 bis 8mm lang.  Die bis 20 Staubblätter tragen gelbe oder rote Staubbeutel.

Die Frucht des Schwarzdorns, meist einfach als Schlehe bezeichnet, ist kugelförmig mit einem Durchmesser zwischen 1 und 1,5cm. In reifem Zustand  ist die Haut der Frucht blau-schwarz, oft mit einem weißlichen Reif überzogen. Das Fruchtfleisch bleibt jedoch grün, es schmeckt herb-sauer und nimmt erst nach einigen Frosttagen eine Süße an. Oft bleiben die Früchte den Winter über am Strauch hängen. Die Schlehe ist eine Steinfrucht mit einem linsen- bis kugelförmigen Kern, der sich nur schwer vom Fruchtfleisch lösen lässt.

Neben der Naturform des Schwarzdorns gibt es auch einige Zuchtsorten:

  • Prunus spinosa  ‚Purpurea‘, die speziell für den Hobbygarten gezüchtet wurde. Mit bis zu 4m Höhe und 3m Breite und ihrem dichten, bedornten Wuchs gleicht sie der Naturform der Schlehe, unterscheidet sich aber von dieser vor allem  in der Farbe der Laubblätter und Blüten.  Die Blüten sind nicht weiß, sondern hell-rosa gefärbt, die Laubblätter nach dem Austrieb zunächst rot und werden später dunkel rötlich-violett. Die Früchte ähneln der Naturform mit ihrer schwarz-blauen Farbe und sind ebenfalls essbar.
  • Prunus spinosa ‚Rosea‘ bleibt mit 1 bis 3m Höheetwas kleiner. Diese Sorte hat intensiver gefärbte rosa Blüten und Laubblätter, die nach dem Austrieb zunächst rötlich gefärbt, später aber grün werden. Auch diese Sorte hat essbare Früchte.
  • Es gibt einige weitere Sorten, die nicht als Zierpflanzen mit besonderen Blüten- und Blattfarben gezüchtet wurden, sondern vielmehr der Wildform gleichen, aber größere Früchte oder deutlich mehr Früchte haben und deswegen in erster Linie für den kommerziellen Anbau interessant sind. Sie werden von Obstbaumbetrieben kultiviert, die auch selbst Obstbrände und – Liköre herstellen. Von diesen Sorten kommt  ‚Trier‘ der Naturform am nächsten. Den besten Ertrag bringt die Sorte ‚Godenhaus‘, was sowohl die Größe der Schlehenfrucht (mit einem Durchmesser von mehr als 17mm) als auch den Ertrag pro Pflanze angeht. Die Sorte ‚Nittel‚ liegt im Ertrag nur wenig darunter, ist aber schwachwüchsiger und kann dadurch auch leichter abgeerntet werden; und sie braucht weniger Schnitt und at einen geringeren Pflegeaufwand. Die Sorte ‚Merzig‚ eignet sich am besten zur Verarbeitung als Destillat für die Brennerei. Damit alle Schlehenblüten möglichst befruchtet werden, betriebt man keine Reinkulturen von einer Sorte, sondern mischt eine Hauptanbausorte neben einer Nebensorte, obwohl Schlehen in der Mehrzahl selbstfruchtend sind. Viele dieser Schlehensorten werden veredelt; dazu werden die gleichen Unterlagen verwendet wie bei pflaumen und Zwetschgen, die ja zur gleichen Gattung Prunus wie die Schlehen gehören.

Anbau, Pflege und Vermehrung des Schwarzdorns im Garten

Die Schlehe wächst zwar auch auf trockenen und kargen Böden, entwickelt sich aber am besten und trägt reichlich Früchte, wenn man ihr einen nährstoffreichen und humosen Boden bietet. Der Standort sollte möglichst sonnig sein. Den Schwarzdorn lässt man am besten ungeschnitten. Die Schlehe lässt sich sowohl mit Hilfe ihrer Samen als auch durch Stecklinge vermehren.

Die Zuchtsorte ‚Purpurea‘ gilt als besonders robust und verträgt auch ein raues, stürmisches Klima an der Küste. Es stellt nur geringe Ansprüche an die Bodenqualität; nur staunass darf der Boden nicht sein. Je sonniger der Standort, desto mehr Früchte trägt der Strauch. Nach der Blüte sollte der Strauch etwas zurückgeschnitten werden. Diese Sorte des Schwarzdorns lässt sich ausschließlich vegetativ vermehren; dazu kann man im Sommer Stecklinge schneiden.

Ingenieurbiologen setzen den Schwarzdorn wegen seiner Standhaftigkeit bei Wind und Sturm, seinem ausgedehnten Wurzelwerk  und seiner Ausbreitungsfreudigkeit gerne zur Sicherungen von Böschungen und Hängen an. Das kann man sich natürlich auch im Garten zunutze machen und damit Schlehdornsträucher als Wildhecke entlang eines Raines oder Hanges setzen.

Ernte und Aufbewahrung

Die Früchte der Schlehen sollte man erst nach den ersten Frostsnächten ernten (oder nach der Ernte ab September  kurz einmal einfrieren!). Dann sind sie erst genießbar und schmecken süßlich-herb und leicht zusammenziehend. Durch die Frosteinwirkung wird etwa die Hälfte des Gerbstoffgehaltes abgebaut, mehr wäre auch unerwünscht, sonst würde die Schlehenfrucht ihre typische herb-süße Geschmacksnote verlieren. in Das Fruchtfleisch lässt sich zu Gelee, Marmelade oder Schlehen-Likör und -Brand verarbeiten.

Verwendung

Schwarzdorn schützt vor Bodenerosion

Die Schlehe breitet sich mit Hilfe ihrer kriechenden Wurzeln und Wurzelsprossen rasch aus und wird daher häufig zur Sicherung von Hängen und Böschungen in langen Reihen angepflanzt. Mit ihren zahlreichen Blüten stellt sie im Frühjahr eine wichtige Bienennahrung dar, und der dicht verzweigte, wehrhafte Strauch bietet Singvögeln Schutz und Nistgelegenheit. Der selten gewordene Neuntöter spießt seien Beute auf den Dornen auf. Viele  Raupen von im Fortbestand gefährdeten Schmetterlingsarten ernähren sich u. a. von den  Blättern des Schwarzdorns. Für viele Wildbienenarten sind die Blüten der Schlehe eine der ersten Pollen- und Nektarquellen im Frühjahr.

Das Holz des Schwarzdorns

Das Holz des Schwarzdorns ist sehr hart, ist leicht glänzend und hat einen braunroten Kern. Im rauen Westen Irlands bilden oft lange Schwarzdornhecken rund um Felder und Moore den einzigen Windschutz. Auch heute schnitzen dort die Bauern und Hirten ihre Stöcke und Knüppel aus Schwarzdorn. Auch die Stiele von Reitpeitschen werden aus dem Holz des Schwarzdorns gefertigt.

Die Schlehe als Heilpflanze

Die Schlehe gilt als eine der ältesten Heilpflanzen in Europa. Als medizinisch wirksame Inhaltsstoffe enthalten die Samen Amygdalin und Emulsin, in den Laubblättern ein Nitritglykosid und in den Blüten geringe Menge eines Glykosids, aus dem Blausäure gebildet wird. Verwendet werden in der Volksmedizin vor allem die schwach nach Mandeln riechenden Blüten.  Die Blüten werden möglichst bald nach dem Aufblühen zwischen Mitte März und Mitte April gesammelt und zwar am besten am späten Vormittag  an einem trockenen, sonnigen Tag. Sie müssen rein weiß und dürfen noch nicht bräunlich werden und verwelken.

Die Blüten wirken schmerzstillend, krampflösend und leicht abführend. Bei hartnäckiger, schmerzhafter Verstopfung , die durch die handelsüblichen Abführmittel eher sich noch verschlimmert, hilft ein Tee aus Schlehenblüten. Dazu bereitet man einen Aufguss aus einem Esslöffel des Schlehenblütentees auf 1 Tasse Wasser und trinkt jeweils 1 Tasse morgens und abends. Richtig dosierte Fertigpräparate und Teemischungen (z. B. Salus-Abführ-Tee und Crataegus-Pentarkan-Tropfen) erhält man in der Apotheke. Auch in der Homöopathie wird die Schlehe als Urtinktur bis zur Verdünnung D2 verwendet.

Schädlinge und Krankheiten des Schwarzdorns

Pflanzenschädlinge

  • Da Schlehen eng mit Pflaumen und anderen Obstarten der Gattung Prunus verwandt sind,  werden sie teilweise auch von den gleichen Schädlingen heimgesucht, worauf die Namen hindeuten wie Pflaumenlaus, Pflaumenwickler und Pflaumengespinstmotten.
  • Auf Schlehen als Hauptwirtspflanze spezialisiert sind dagegen die Schlehenblattlaus, eine ganze Reihe von Schmetterlingen, bzw. deren Raupen wie der Schlehenwickler, Schlehenspinner, Schlehenforstspanner, Schleheneule, Schlehenfalter, Schlehenfedergeistchen, Schlehenzünsler und Schlehenherbstwollafter. Eine Rolle als Schädlinge spielen auch Gallmilben wie die Schlehenbeutelgallmilbe.

Pflanzenkrankheiten

Diese Schäden sind vergleichsweise gering im Gegensatz zu den durch Viren, Bakterien oder Pilzen hervorgerufenen Krankheiten.

  • Das Scharka-Virus befällt die Früchte der Schlehe. Sie werden runzelig und fallen schließlich ab. Dabei dienen wildwachsende Schlehe als potentielle Virusüberträger für Pflaumen. Eine Bekämpfung mit chemischen Mitteln ist nicht möglich! Der Krankheitsbefall ist außerdem meldepflichtig!
  • Die Narren– oder Taschen-Krankheit wird vom Pilz Taphrina pruni hervrogerufen. Befallene Früchte bekommen einen mehlig-weißen Überzug. Es bilden sich deformierte, kleinere Früchte, die keinen Ken haben, und auch nicht ausreifen. Äste, an denen befallene Früchte sitzen, müssen komplette herausgeschnitten und entsorgt werden. Wie bei den meisten Pilzkrankheiten ist auch hier eine Bekämpfung mit chemischen Mitteln nicht möglich.
  • Auch die sogenannte Schrotschusskrankheit wird durch einen Pilz hervorgerufen. Auf den Laubblättern bilden sich die rote Flecken; das Gewebe stirbt ab und dann bilden sich an diesen Stellen Löcher wie bei einem Schrotschuß. Später können auch die Früchte befallen werden. Bei Schlehen spielen diese Pilzkrankheit allerdings nur eine geringe Rolle. Abgefallenes Laub sollte man zusammenrechen und entsorgen; befallene Triebe müssen sorgfältig herausgeschnitten werden. Es gibt Grünkupferpräparate zur Austriebsspritzung, die aber im Hobbygarten nicht zugelassen sind.
  • Auch der Zwetschgenrost, hervorgerufen durch den Pilz Transchelia pruni spinosae befällt nur selten Schlehen.