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Das Insektenhotel als Nisthilfe, Übernachtungsmöglichkeit oder Winterquartier

Mit dem drastischen Rückgang der Bienenvölker in den letzten Jahrzehnten ist die Suche nach anderen Insekten gestiegen, die ersatzweise als Bestäuber für Obstgehölze, Nutz- und Zierpflanzen infrage kommen könnten. Der Focus hat sich dabei vor allem auf Wildbienen, Hummeln und einige Wespenarten gerichtet. Diese Insekten sammeln zwar keinen Honig, sammeln aber ebenso eifrig wie die Haus- und Honigbiene Apis melifica Pollen und Nektar für ihren Nachwuchs und bestäuben dabei auch die Pflanzenblüten.

Und es gibt einen weiteren Unterschied: Während Honigbienen genauso wie Ameisen ganze Staaten und Völker bilden, leben Wildbienen und auch die Hummeln die meisten Zeit ihres Lebens solitär – Wildbienen werden daher auch völlig zu Recht Solitärbienen genannt. Jedes Weibchen muss sich selbst rechtzeitig um Nachwuchs kümmern. Es gibt keine Arbeitsteilung in Arbeitsbienen, Sammelbienen, Immen, Wächter oder Soldaten und eine Königin wie bei den staatenbildenden Insekten.

Es gibt eine zweite Gruppe von Nutzinsekten, denen man gerne im Insektenhotel als Gäste Logis bieten möchte: Das sind die räuberisch lebenden Florfliegen, Marienkäfer u.a., die massenweise Blattläuse und andere Schadinsekten vertilgen. Sie nutzen das Insektenhotel lediglich als Unterkunft, teilweise auch als Winterquartier, sorgen aber andernorts für Nachwuchs. Einige sind tagaktiv, andere nachtaktiv und folglich sind dann auch die Ruhezeiten im Insektenhotel unterschiedlich.

Eine relative kleine Gruppe, vor allem Schmetterlinge, nutzen das Insektenhotel hauptsächlich als Winterquartier.

Es lässt sich jedoch nicht pauschal klären, welche dieser drei Insekten-Gruppen sich unter welchen Rahmen- und Milieubedingungen ins Insektenhotel locken lässt. Dazu muss man sich wenigstens in groben Zügen über die Bedürfnisse und Gewohnheiten der verschiedenen Gattungen, stellenweise sogar der einzelnen Arten informieren.

Doch vorweg einige Grundregeln:

  • Es ist einfacher, ein Insektenhotel ausschließlich für Blütenbestäuber, Schädlingsbekämpfer oder Übernachtungs- und Überwinterungsquartiersuchende anzulegen und auszustatten, als wenn man allen dreien unter einem gemeinsamen Dach Quartier bieten will.
  • Je kleiner das Insektenhotel ist, desto weniger „Zimmer“ es bietet, desto einheitlicher wird zwangsläufig auch die Ausstattung sein und desto eher wird man sich in der Auswahl der Hotelgäste beschränken müssen. Je größer und vielseitiger solch ein Insektenhotel gebaut und ausgestattet ist, desto artenreicher und bunter wird die Gesellschaft der Gäste sein.
  • In der Natur müssen sich Wildbienen und andere solitär lebende Insekten ihre Unterkünfte und Nistgelegenheiten selbst suchen und nach ihren Bedürfnissen ausstatten: Mauerbienen wollen das Flugloch ihrer Unterkunft mit etwas feuchten Lehm selbst verkleinern können, Wollbienen mit etwas Fadenmaterial ihr Nest selbst auspolstern. Statt die Wohn- und Niströhre mit allzu viel Füllmaterial vollzustopfen, sollte man also lieber etwas sparsamer die Unterkünfte ausstatten und stattdessen geeignetes Nist- und Füllmaterial in Sichtweite des Hotels bereithalten.

Und bei aller Euphorie, fehlende Honigbienen als Blütenbestäuber durch Wildbienen ersetzen zu wollen, sollte man sich bewusst sein, dass viele Wildbienenarten mindestens ebenso stark vom Rückgang und Aussterben bedroht sind wie die Hausbienen. Denn in unserer ausgeräumten Kulturlandschaft mit riesigen Monokulturen in der Landwirtschaft und unseren durchgestylten Gärten finden solche Insekten immer seltener Unterschlupf und Nistmöglichkeiten.

Ob man diesen Mangel durch künstliche Nisthilfen wie ein Insektenhotel beheben kann, ist fraglich. Aber sie können vielleicht einen kleinen Beitrag zum Erhalt dieser existentiellen gefährdeten Arten leisten.