Das Waldgeißblatt ist ebenso wie Lonicera caprifolium, das Echte oder Gartengeißblatt, eine europäische Lonicera-Art, die sich vor allem an Waldrändern oder in Gebüschen ansiedelt. Das Verbreitungsgebiet des Wald-Geißblattes reicht im Norden bis in den Süden Skandinaviens.
Beim Wald-Geißblatt kann man zwischen zwei Unterarten unterscheiden:
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Das Waldgeißblatt Lonicera periclymenum gehört zur Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae). Es windet sich wie die anderen einheimischen Geißschlingen ebenfalls rechts herum, im Gegensatz zu den meisten anderen Schlingern und den Kletterpflanzen, die sich im Uhrzeigersinn, also linksherum emporwinden. Gelegentlich werden die Lonicera-Arten auch zu den Lianen gerechnet; aber spätestens seit Tarzan dürfte bekannt sein, dass Lianen in erster Linie von mächtigen Bäumen senkrecht herabhängen, statt mühsam emporzuklettern.
Das Wald-Geißblatt ist eine besonders robuste Kletterpflanze. Es hat eine kräftige, tief ins Erdreich reichende Wurzel und kann sich bis zu 25m hoch emporarbeiten, vorausgesetzt es findet einen ebenso hohen Baum, zur Not tut es auch ein mächtiger Felsen mit zahlreichen Klüften und Rissen, an dem die Kletterpflanze Halt finden. Und wo keine solche Kletterhilfe in Reichweite zu finden ist, da breitet sich das Wald-Geißblatt einfach über dem Boden aus.
Jede Lonicera-Pflanze teilt sich auf dem Weg nach oben in mehrere Schlingen und kann dann einen Baum regelrecht einspinnen und erdrücken. Mit seinen Schlingen kann er sich tief in die Rinde der Wirtspflanze eingraben, wenn deren Äste im Laufe der Jahre durch ihr Dickenwachstum an Umfang zunehmen.
Daher sollte man dem Wald-Geißblatt im Garten besser eine künstliche Kletterhilfe anbieten, obwohl dies Geißblattgewächs in Kultur selten mehr als 3 bis 5m an Höhe erreicht.
Blütenknospen des Wald-Geißblatts
Die Blüten sind ebenso wie die des Garten-Geißblattes gelb und weiß gefärbt, oder sie färben sich im Laufe der Blütezeit von anfangs Rot über Weiß in Gelb um. Sie sind aber zierlicher und schmaler als die Blüten des Garten-Geißblatts. Außerdem blühen sie meist wesentlich später, von Ende Juni bis August oder Anfang September.
Die Blüten des Wald-Geißblatts öffnen sich erst gegen Abend und verströmen dann einen angenehmen Duft, der auch Nachtschmetterlinge, besonders Eulen und Schwärmer anlockt, die mit ihren langen Saugrüsseln tief in den Blütenkelch bis zur Nektarquelle reichen und damit gleichzeitig die Blüten bestäuben können. Auch Hummel versuchen an den Nektar zu kommen. Nur die Hummelarten mit langen Saugrüsseln können jedoch die Nekterquelle erreichen. Hummeln mit zu kurzen Rüsseln haben die unangenehme Eigenschaft, die Blüten seitlich aufzubeißen, um an die begehrte Futterquelle zu gelangen. Auf solche Weise verletzte Blüten können sich natürlich nicht zu Früchten weiterentwickeln. Die Staubbeutel ragen dagegen aus der Blüte heraus, sodass sich vor allem Schwebfliegen an den Pollen laben können.
Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich beerenartige Früchte, die – wenn sie vollständig ausgereift sind – eine tiefrote Farbe annehmen. Spielende Kinder werden natürlich von solchen leuchtend roten Beeren magisch angezogen und sie „verarbeiten“ die Beeren im Sandkasten zu Früchtekuchen oder sonst etwas und dann wird davon genascht. Doch diese Beeren sind giftig, sie können schwere Brechdurchfälle hervorrufen, oft mit Einlieferung ins Krankenhaus verbunden. Singvögeln scheinen diese Beeren aber gut zu bekommen; sie stellen im Herbst eine begehrte Vogelnahrung dar. Sowohl die Beeren als auch die Blüten sind leicht klebrig.
Ein weiterer Unterschied zu Lonicera caprifolium ist, dass auch die oberen Laubblätter nicht miteinander verwachsen sind. Der Wald-geißbart ist im Winter kahl; der Blattaustrieb beginnt erst im April. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkel grün, unterseits bläulich grün gefärbt.
Die Naturform des Wald-Geißblatts wächst sehr stark in Höhe udn Breite und eignet sich deshalb gut für die Fassadenbegrünung, vorausgesetzt man lenkt die Kletterhilfe rechtzeitig in die richtigen Bahnen. Der Gartenfachhandel bietet jedoch eher Zuchtsorten als die Naturform des Wald-Geißblatts an, die zierlicher bleiben, aber viel mehr Blüten entwickeln, z. B.:
Die Ansprüche vom Waldgeißblatt an den Standort und den Boden sind die gleichen wie die der Jelängerjelieber (das Garten-Geißblatt). Das Gleiche gilt für die Pflege und Vermehrungsmethoden.
Wald-Geißblatt braucht eine halbschattige bis schattige Lage und sollte keinesfalls an eine sonnenxponierte Südwand gepflanzt werden. Der Boden sollte mittelschwer bis schwer sein mit einem Gemisch aus Lehm und Humus. Außerdem muss das Pflanzsubstrat nährstoffreich sein und frisch bis feucht bleiben. Der Boden sollte außerdem möglichst kalkfrei sein und schwach sauer (pH 5,5-6). Der Wald-Geißbart verträgt werder volle Sonne noch zu trockenen Boden.
In der Natur besiedelt der Wald-Geißbart vor allem Standort mit einem hohen Grundwasserspiegel (z.B. Auenwälder am Rande von Flüssen) und hoher Luftfeuchtigkeit. Optimal wäre zu dem ein etwas windgeschützter Platz. Bei anhaltendem Wassermangel leidet die Kletterpflanze an Mehltau und Befall von Läusen.
Will man mehere Exemplare nebeneinander setzen, dann sollte der Pflanzabstand zwischen 2 und 3m liegen, denn das Wald-Geißblatt wächst nicht nur in die Höhe, sondern natürlich auch in die Breite, und das können dann schon einmal 2 1/2 bis 3m sein.
Das Waldgeißblatt ist eine Schlingpflanze, die sich an senkrecht gespannten Seilen oder Drahtseilen nach oben windet. Damit die Ranken dabei nicht abrutschen, braucht die Kletterhilfe auch Querstreben: Dies können horizontal gespannte Seile oder Querstäbe sein. Der Fachhnandel bietet geeignete Seilsysteme an. Damit die Schlingpflanzen auch von hinten eine gute Belüftung erhalten, sind geeignete Abstandhalter, die das Seilssystem auf Distanz zur Wand halten, ebenso wichtig.
Strebt man eine moderne, schlanke Fassadenbegrünung mit Lonicera-Sorten oder der Naturform an, dann ist es besser jeder Pflanze einen eigenen, schmalen Bausatz anzubieten, als alle Pflanzen an ein gemeinsames Klettergerüst zu setzen.
Damit der Waldgeißblatt nicht mit der Zeit verkahlt, ist ein Rückschnitt störender Triebe bis ins alte Holz notwendig, und zwar am besten vor dem Blattaustrieb, also im Februar oder März. Aber auch noch im Sommer, wenn die Triebe bereits vollständig belaubt sind, ist ein solcher Schnitt noch möglich. Das regelmäßige Schneiden stimuliert außerdem die Verzweigung der Pflanzen.
Waldgeißbart und seine Zuchtsorten lassen sich am besten vegetativ vermehren mit Hilfe von
Auch das Waldgeißblatt hat giftige, rote Früchte.