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Ein Alpengarten ist immer etwas Besonderes. Namhafte Beispiele sind der Alpengarten der Universität Nancy in den Vogesen, der Rennsteiggarten in Oberhof/Thüringen oder der Alpengarten am Schachen bei Mittenwald. Meist werden dort nicht nur Pflanzen aus dem Alpenraum angepflanzt, sondern auch Ausschnitte aus der Pflanzenwelt anderer Gebirge und Kontinente gezeigt. Dies setzt ein hohes Maß an Fachkenntnissen über die Bodenarten und Gesteinsformationen, das Mikroklima, Ruhe- und Vegetationsperioden der Pflanzen voraus und gärtnerisches Können voraus. Außerdem sind viele Gebirgspflanzen in ihrem natürlichen Bestand gefährdet und gesetzlich geschützt.

Ein echter Alpengarten mit Hochgebirgspflanzen ist auf Höhenlagen von wenigstens 1.000m ü. NN angewiesen. Ein Alpinum ist ein gewissermaßen in die Ebene geholter Alpengarten. Solch ein Alpinum findet man daher z.B. auch in den Botanischen Gärten von Hamburg, Berlin und München. Dank den Erfahrungen aus der Permakultur ist es möglich, auch dort ein Mikroklima zu schaffen, welches den Bergpflanzen zuträglich ist. Allerdings verändern viele Pflanzen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes ihr Aussehen teilweise drastisch, z.B. das Edelweiß. Aber es gibt Ersatz für viele Hochgebirgspflanzen, z.B. in der Gruppe der Enziane, die ihren Schwesterarten ähnlich sehen, aber weiter verbreitet sind und sich auch in der collinen Höhenstufe bis hinunter zu ausgesprochenen Tallagen wohl fühlen. Ausgesprochen schwierig sind auch die Mannschildarten aus dem Alpenraum zu pflegen. Man kann stattdessen einfacher zu kultivierende Schwesterarten aus dem Himalaya anpflanzen. Gleiches gilt für unser einheimisches Edelweiß, dass ohnehin streng geschützt ist, und durch eine asiatische Edelweißart ersetzt werden kann.

Dem Hobbygärtner sollte es mit dem Alpinum ohnehin eher darum gehen, einen bestimmten Landschaftstyp en miniature nachzubilden. Als Start in die faszinierende Welt der Gebirgspflanzen sollte man – bevor man sich an ein flächendeckendes Alpinum wagt – erst einmal mit einem Troggarten versuchen. Auch so kann man ohne Spezialkenntnisse in einem solchen Minigarten in Trögen oder Pflanzenschalen die Lebensformen der Polsterstauden auf kleinstem Raum mit unempfindlicheren Arten nachbilden – gewissermaßen als „Bonsai“-Ausgabe eines Alpinums.

Im Flachland oder in wärmeren Regionen kann man das Alpinum auch in einen niedrig temperiertes Gewächshaus verlegen. In einem solchen sogenannten Alpenhaus können dann Pflanzen erfolgreich gepflegt werden, die auch im Sommer auf niedrige Luft- und Bodentemperaturen angewiesen sind. Zusätzlich kann Hitze empfindliche Arten während der Sommerzeit in ein solches Kalthaus umquartieren.

Hält man Alpen- oder andere Hochgebirgspflanzen im Alpenhaus, dann muss gewährleistet, dass die Pflanzen genügend Sonnenlicht erhalten. Denn im Hochgebirge haben sie sich im Laufe ihrer stammesgeschichtliche Entwicklung an ein intensives Sonnenlicht verbunden mit einer hohen UV-Strahlung angepasst. Notfalls muss man den Rau mit sogenannten Truelight-Neonröhren ausleuchten.

Außerdem sind die Hochgebirgspflanzen in der Mehrzahl auf eine Luftfeuchtigkeit angewiesen, die sie im Gebirge durch häufige Nebel, morgendlichen Tau und über die Felsen rieselndes Hangwasser erhalten. Im Alpinhaus lässt sich dies simulieren, indem man die Felsen und Steine mit kalkarmem Regenwasser absprüht. Dabei muss man darauf achten, dass das Gießwasser nicht die empfindlichen Blätter der Pflanzen benetzt.

Je nachdem, ob es sich bei den Pflanzen um kalkliebende, kalktolerierende oder kalkmeidende Arten handelt, muss man auch entsprechend kalkfreien oder kalkhaltigen Kies und Steine auswählen ( Geeignetes Ausgangsgestein wird im Beitrag Steingarten – Bodenvorbereitung vorgestellt).

Pflanzen für das Alpinum

Zu den Pflanzenarten, die für einen stilechten Alpengarten infrage kommen, zählen die meisten Enzianarten, wobei einige wie der Alpen-Enzian, der Punktierte Enzian und der Purpurrote Enzian ein kalkfreies Substrat benötigen, andere, darunter der Frühling-Enzian und der Stängellose Enzian ausgesprochen kalkliebend sind. Eine große Gruppe an fürs Alpenhaus geeignete Arten stellen auch die Primelgewächse, allen voran die zahlreichen Mannschild-Arten, gefolgt von den Alpenglöckchen und Alpenveilchen, sowie dem Aurikel und einigen anderen Primeln.