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Die Brennnessel wird leider zu Unrecht als Unkraut abgetan – nur gut, dass wir es nicht schaffen werden, sie auszurotten. Im Altertum haben Horaz und Ovid die Brennnessel besungen, und der griechische Naturphilosoph Phanias hat der Nessel sogar ein ganzes Buch gewidmet. Der römische Dichter Catull hat die Brennnessel in einem Gedicht gelobt. und Hieronymus Bock setzte die Brennnessel an den Anfang seines Kräuterbuches. Albrecht Dürrer legte auf einem Bild die Brennnessel in die zarten Hände eines Engels. Kein Wunder, dass die als Unkraut bezeichnete Nessel so verehrt wurde, denn sie hat eine Menge positiver Eigenschaften, die sehr hilfreich sind.

Die Brennnessel kann heilend auf unseren Boden im Garten wirken. Mit ihren langen weitverzweigten Wurzeln erschließt sie die Erde für neue Humusbildung. Die bereits abgestorbenen Brennnesseln bereichern den Boden mit ihrem hohen Gehalt an Mineralien. Das Übermaß an Stickstoff im Boden wird umgewandelt. Pflanzt man die Brennnessel z.B. unter Obstbäume, so wird die Obsternte ertragreicher. Neben Kräuter gesetzt, erhöht sie Duft und Aroma dieser Kräuter.

Die Brennnessel ist so vielseitig, sie bietet sich uns im Frühjahr an als schmackhaftes, gesundes Gemüse. Mit ihren Wurzeln und Blättern kann man Wolle und Stoffe färben und die zähen Fasern der Stängel lassen sich zu Stoffen verarbeiten. Im Mittelalter wurde die Brennnessel zur Herstellung des Nesselstoffes verwendet. Heute gibt es nur noch aus Baumwolle gefertigten Nesselstoff. Auch zur Gewinnung von Chlorophyll wird hauptsächlich die Brennnessel verwendet, denn sie enthält reichlich davon.

Im Frühjahr sollte man eine Brennnesselkur machen, denn sie gibt dem Körper nach dem Winter einen kräftigen Schubs ins neue Jahr hinein und vertreibt die Frühjahrsmüdigkeit. Diese Kur reinigt das Blut, regt die Blase und die Nieren an, fördert die Tätigkeit des Magens und des Darms und regt die Bauchspeicheldrüse an. Sie gibt dem Körper wichtige Mineralien und Vitamine, denn sie enthält Eisen, Xanthophyll, Vitamin C und A, Gerbstoffe, Hormone, Kieselsäure, Schwefel, Enzyme, Kalzium und Phosphor. Ein großer Teil der Wirkung dieser Kur beruht auf dem hohen Chlorophyllgehalt der Brennnesseln. Deshalb wird die Kur auch mit frischen Brennnesseln durchgeführt, da das Chlorophyll dann noch vollständig erhalten ist. Im frisch ausgepressten Saft steckt die ganze Kraft der Vitalstoffe der Brennnessel.

Die Kur sollte mit einer Tagesdosis von 3 Esslöffeln frischen Brennnsesselsaft beginnen. Jeden dritten Tag wird die Dosis um einen Esslöffel gesteigert, bis man bei 10 Esslöffeln ankommt. Dann ist die Kur zu Ende. Der Saft sollte mit Wasser, Buttermilch oder Milch verdünnt werden, und zwar im Verhältnis 1:5 bis 1:8.

Brennnesseln sind auch gut geeignet für ein Haarwasser. Obwohl man aus einer Glatze keinen Lockenkopf mehr machen kann, ist solch ein Haarwasser gut für die Durchblutung der Kopfhaut. Es stärkt die Haarwurzeln, und so kann ein vorzeitiger Haarausfall verhindert werden. Für das Haarwasser braucht man 200g frischgeschnittene Brennnesseln, die werden in einem Liter Wasser eine halbe Stunde lang gekocht und dann ab geseiht. Vor dem Schlafengehen sollte man sich mit dieser Flüssigkeit den Kopf waschen.

Eine Tinktur aus Brennnesselsamen bewährt sich zur Anregung der Körperfunktionen bei Erschöpfungszuständen. Besonders älteren Menschen hilft die Tinktur als Stärkungsmittel. Brennesselsamen werden gesammelt auf einem Tuch ausgebreitet und getrocknet. Dann in einem Pappkarton oder Leinensäckchen aufbewahren und darauf achten, dass sie keiner Feuchtigkeit ausgesetzt werden. Man nimmt die Samen mit einer Tagesdosis von 1 bis 2 Esslöffeln ein. Vorher muss der Samen aber noch in einer Kaffeemühle frisch gemahlen werden.