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Ein sandiger, sehr durchlässiger und noch dazu nährstoffarmer Boden gilt allgemein als problematisch für die Anlage eines „normalen“ Gartens mit Gehölzen, Stauden und Nutz- und Zierpflanzen. Aber warum nicht das Beste daraus machen und unter solchen Verhältnissen einen Präriegarten, einen Steppengarten oder – wenn der Untergrund außerdem noch sehr kalkarm oder gar kalkfrei sein sollte – einen Sommerheidegarten nach dem Vorbild der Lüneburger Heide daraus machen. Dazu ist ein sandiger, kalkfreier Untergrund nämlich geradezu prädestiniert. Umgekehrt wäre es wesentlich aufwändiger, einen schweren, kalkhaltigen Lemboden in einen solchen Sommerheidegarten zu verwandeln. Dazu würde es nämlich nicht reichen, den lehmhaltigen Boden mit Sand, Humus und Torf etwas aufzulockern, er müsste aller Voraussicht nach vielmehr komplett abgetragen und ausgetauscht werden.

Leitform eines solchen Heidegartens ist die Besenheide Calluna vulgaris. Da sie während der Sommermonate blüht, wird sie auch Sommerheide genannt, und deshalb ist dieser Typ als Sommerheidegarten bekannt. Legt man den Sommerheidegarten bereits im zeitigen Frühjahr an, dann blüht die Besenheide schon im August zum ersten Mal.

Nicht jeder möchte gleich seinen ganzen Garten in eine weitläufige, naturnahe Heidelandschaft verwandeln, aber Heide entfaltet ihren Zauber erst in der Fläche. Drei oder vier einzelne Calluna vulgaris  in eine Reihe gesetzt, die dann vor sich hin kümmern und irgendwann von den Nachbarpflanzen überwuchert und von Unkraut durchsetzt werden, das kann man sich sparen. Wenigstens 30 Quadratmeter sollten es schon sein! Ein Sommerheidegarten, bzw. ein großes Heidebeet müssen überhaupt nicht eintönig sein, denn die Besenheide gibt es längst ähnlich wie die Erica-Arten in unzähligen Sorten mit weißen, rosa, pinkfarbenen bis roten Blüten. Auch in der Wuchshöhe unterscheiden sich die verschiedenen Sorten voneinander: Calluna vulgaris ‚Alportii‘, eine dunkelrote Sorte, wird beispielsweise 50cm hoch, die violett-blühende Calluna vulgaris ‚Foxii‘ und die rötlich-braune Calluna vulgaris ‚Mullion‘ sogar nur 10cm hoch.

Natürlich darf auch die zweite Leitform der Lüneburger Heide im Sommerheidegarten nicht fehlen: Der Wacholder. Dazu eignet sich am besten der Irische Säulenwacholder Juniperus communis ‚Hibernica‘. Denn diese Sorte wirft mit ihrer schmalen, schlanken Säulenform nur wenig Schatten, und  das Regenwasser läuft an ihren aufrecht wachsenden Zweigen herab, ohne auf die Nachbarpflanzen zu tropfen. Denn beides – Schatten und tropfende Nässe von oben – verträgt die Besenheide auf Dauer gar nicht. Der Raketenwacholder ‚Sky Rocket‘ wirkt seiner extrem schmalen und hoch aufragenden Form in der Heide eher deplatziert und eignet sich besser als winterharter Ersatz für die Zypressen eines mediterranen Gartens à la Toskana.

Freiflächen zwischen der Besenheide können natürlich auch mit Kriechwacholder Juniperus communis ‚Rapanda‘ oder J. procumbens, Zwergkiefer Pinus mugo pumilo, Zwergfichte Picea abies ‚Nidiformis‘ oder der Igelfichte  ausgefüllt werden. Die Heidefläche muss auch nicht flach, sondern kann hügelig angelegt werden. Dabei nehmen die Hügelhöhe und die Gehölzgröße (auch Besenheide ist ein Gehölz!) zum Geländehintergrund hin zu.

Ist die vorgesehene Fläche groß genug, dann kann man die Heide an der Nordseite vor einem schattigen, dichten Gehölzrand auch in ein Moorbeet übergehen lassen. Dazu legt man am besten einen Grube an, die mit einer Teichfolie ausgelegt und mit einem Gemisch aus Schwarztorf oder Rhododendronerde soweit in ihrem pH-Wert abgesenkt wird, dass hier auch Rhododendren, Azaleen, Heidelbeeren und andere typische Moor-Pflanzen angesiedelt werden können. Je nach Feuchtigkeitsgehalt können im Moorbeet auch Wollgras, Torfmoos und Sonnentau kultiviert werden. Auch eine kleine Moorbirke darf nicht fehlen.

Im Gegensatz dazu lässt man die Sommerheide nach Süden zu in eine sonnige, trockene Steppenlandschaft übergehen, in der Ziergräser wie das Zittergras oder der Schafschwingel, niedrige Thymian- und Mauerpfeffer-Polster zwischen Kies und Sand dominieren.

Grundsätzlich gilt jedoch für den Sommerheidegarten: Weniger ist mehr – soll die Heidelandschaft möglichst natürlich und ruhig wirken, dann darf man sie nicht mit zu vielen Begleitarten überfrachten. Lieber größere Flächen mit Pulks und Gruppen einer Sorte bepflanzen. Und um die richtige Wirkung zu erzielen, sollte die Besenheide nicht weniger als 50% der Gesamtfläche des Heidebeetes einnehmen. Die meisten Erica-Arten wachsen im Gegensatz zu Calluna vulgaris auf kalkhaltigem, wenn auch leicht saurem Boden – mit Ausnahme der aus Westeuropa stammenden Grauheide Erica cinerea und der Cornish-Heide Erica vagans. Beide brauchen einen kalkfreien Boden und eignen sich deshalb auch für eine Vergesellschaftung mit der Besenheide, auch wenn beide nur eingeschränkt winterhart sind, in Mitteleuropa also einen entsprechenden Winterschutz benötigen. Von beiden Erica-Arten gibt es wiederum etliche Zuchtsorten mit ganz unterschiedlichen Blütenfarben und Wuchshöhen.  Eine dritte, völlig winterharte  Art, die Moorheide Erica tetralix,  wächst ebenfalls nur auf kalkfreiem Boden, ist allerdings eher etwas für das Moorbeet.

Ein naturnaher Heidegarten erfordert wenig Pflege. Wichtig ist jedoch, dass die Besenheide weder zu hoch wächst, noch von anderen Pflanzen in der Nachbarschaft beschattet oder überwuchert wird. Die optimale Wuchshöhe von Calluna vulgaris liegt je nach Sorte zwischen 10 und 50cm. Was in der Lüneburger Heide die Heidschnucken beweiden und kurz halten, dass muss im Heidegarten der Gärtner mit der Gartenschere besorgen. Dazu werden die Pflanzen im Frühjahr noch vor dem Austrieb zurückgeschnitten, aber nur die jungen, grünen Triebe – man darf nicht bis ins trockene Holz zurückschneiden, und dies auch nur alle drei bis fünf Jahre.

Da die Besenheide aber auch keine Trittbelastung verträgt,  sollte man zwischen den Heidepflanzen kleine, schmale Wirtschaftswege mit Rindenmulch bestreut anlegen – bei einer großen Heidefläche auch einen breiteren, gut einsehbaren Hauptweg anlegen.

Im Frühjahr würde das Heidebeet einer gründlichen Säuberungs- und Auffrischungsaktion unterzogen, d. h. Falllaub restlos abräumen, Unkraut jäten und die kahlen Plätze zwischen den Pflanzenpolstern vorsichtig lockern und neu bepflanzen oder mit einer dünnen Schicht Torf oder einem Torfersatzstoff (Kokoshumus) abdecken. Im Sommer werden dann die abgeblühten Stauden und Sommerblumen, die als Begleitpflanzen in der Heide stehen, zurückgeschnitten und Abgeblühtes entfernt. Im Herbst schließlich schüttelt man das Falllaub, welches von den Laubbäumen rund um das Herbstbeet auf die Heidepflanzen gefallen ist, soweit herunter, dass es zwischen die Pflanzen zu Boden fällt. überschüssiges Falllaub wird jedoch entfernt. Ist mit einem schneereichen Winter zurechnen, dann werden größere Säulenwacholder vorsichtshalber zusammengebunden.

 

Nadelgehölze für den Heidegarten

Koniferen, die sich sowohl für kalkhaltigen als auch kalkfreie Böden im Heidegarten eignen

wissenschaftlicher Namedeutscher NameAnmerkungen
Abies balsamea Balsamtannevor allem Nana, die Zwerg-Balsamtanne
Juniperus chinensisChinawacholdervor allem J. x media Pfizeriana Glauca
Juniperus communisGewöhnlicher Wacholderu.a. Blue Star, Compressa, Hibernica (Irischer Säulenwacholder), Hornibrockii, Nana Aurea
Juniperus virginianaVirginawacholdervor allem Skyrocket, der Raketen-Wacholder
Microbiota decussataSibirscher Zwerg-Lebensbaum
Picea abiesRotfichte
Picea glaucaKanadische Fichteu. a. albertiana 'Glauca" Zuckerhutfichte
Picea marianaSchwarzfichtebes. 'Nana', eine Zwergform
Pinus aristataGrannenkiefer
Pinus mugoBergkieferu.a. mugo und pumilo, 2 Zwergfromen
Pinus strobusWeymouthkieferSorte 'Nana', eine Zwergform
Pinus sylverstisFöhre, Gemeine Kieferu.a. Sorten 'Nana Hibernica' und 'Pumila'
Taxus baccataGemeine Eibe u.a. Sorten Fastigata (irische Säuleneibe) und Repanda
Taxus cuspidataJapanische Eibe

Begleitpflanzen für den kalkfreien Heidegarten

wissenschaftlicher Namedeutscher NameAnmerkungen
BLÜTENSTAUDEN
Antennaria dioicaKatzenpfötchen
Anaphalis triplinervisPerlkörbchen
AquilegiaAkelei
Armeria maritimaGrasnelken
Campanula carpaticaKarpathenglockenblume
Dianthus arenariusSand-Nelke
Dianthus deltoidesHeidenelke
Dicentra cucullariaZwerg-Herzblume
Dicentra spectabilisTränendes Herz
Gentiana farreriWellensittich-Enzian
Gentiana sino-ornataHerbst-Enzian
Gentiana veitchiorumHerbst-Enzian
Houstonia coeruleaPorzellan-Sternchen
Lamium maculatum AureumGefleckte Taubnessel
Lavendula angustifoliaLavendel
Sedum pulchellumSeestern-Sedum
Swertia perennisSumpf-Enzian
Soldanella monataAlpenglöckchen
TrilliumWald-Lilien
Verbascum bombyciferumSeidige Königskerze
GRÄSER
Carex buchananiiFuchsrote Segge
Festuca glaucaBlauschwingel
Festuca scopariaBärenfellgras
Koeleria glaucaBlaues Schillergras
Molina caeruleaBlaues Pfeifengras
PennisetumLampenputzegras
LAUBGEHÖLZE
Andromeda polifoliaRosmarinheide
Andromeda glaucophyllaLavendelheide
Arctostaphylos nevadensisBärentraube
Betula penudla 'Youngii'Trauerbirke

 

 

 

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