Grundsätzlich lässt sich jede Hauswand mit Kletter- und Schlingpflanzen begrünen. Vorausgesetzt es ist genügend Platz vorhanden und der Boden ist dafür geeignet. Damit sind bereits die beiden Hauptprobleme angesprochen, die beim Einsetzen und Anpflanzen entstehen zu können.
- Gerade in städtischen Wohngebieten ist oft nur wenig Platz vor dem Haus. Auch wenn eine Kletterpflanze sich vor allem in die Höhe ausdehnt, sie braucht auch genügend Platz im Boden. Denn je höher eine Kletterpflanze wächst, desto mehr dehnt sich auch ihr Wurzelballen aus und braucht entsprechend Platz – und zwar sowohl in der Breite als auch in der Tiefe. Umso größer das Pflanzloch ausgehoben wird, umso besser. Selbst junge Klettergehölze sollten schon beim Setzen ein Pflanzloch bekommen, welches mindestens 40cm tief ist, besser gleich 60cm , denn die Kletterpflanze wird ja in den nächsten Jahren weiter wachsen, auch in die Tiefe. Hinzu kommt, dass die Kletterpflanzen nicht gerade, sondern leicht schräg eingesetzt werden sollten – mit der Pflanze zur Wand hin geneigt. Hinzu kommt, dass die Pflanzen auch zu den Seiten hin Platz brauchen. Will man z. B. eine Wand flächendeckend mit Efeu begrünen. Bei Efeu-Stecklingen sollte man einen Pflanzabstand von 15 bis 20cm einhalten. Größere Efeugehölze aus der Baumschule setzt man in Abständen von 50cm. Oft genügt aber auch eine einzelne Pflanze: z.B. eine Kletterrose, die ohnehin am besten als Solitärpflanze an einem Holzspalier zur Geltung kommt. Natürlich gibt es auch Pflanzen, die so rasch in die Höhe und Breite wachsen, dass sie bald einen großen Teil der Fassade begrünen. Man kann auch zwei Pflanzenarten mischen, die sich in den Laub- oder Blütenfarben und –zeiten ergänzen: Z.B. Efeu und Wilder Wein. Natürlich müssen dabei die Milieuansprüche beider Pflanzen ähnlich sein. Auch darf eine Pflanze die andere nicht mit ihrem rascheren Wachstum erdrücken oder verdrängen. Das wäre z.B. der Fall, wenn man Efeu und wilden Wein an einen Platz im Halbschatten setzt.
- Ein zweites Problem liegt darin, dass der Boden unmittelbar vor der Hauswand meist von sehr schlechter Qualität ist. Häufig fehlt der Mutterboden, stattdessen wurde hier Bauschutt und Schotter gelagert und untergegraben. Gerade Kletterpflanzen brauchen aber meist guten, humus- und nährstoffreichen und vor allem gut dränierten, wasserdurchlässigen Boden. Also muss man den Boden für das Pflanzloch komplett austauscht. Ist das Erdreich zu sandig, trocknet es zwar zu rasch aus. Um die Bindigkeit zu erhöhen , mischt man den Sand mit Lehm und reifer Komposterde (dann hat man gleich eine guten organischen Langzeitdünger). Ist der Boden dagegen sehr schwer, z.B. ein Gemisch aus Lehm und Ton, dann bleibt er luftarm und neigt zu Verdichung und Staunässe. Einen solchen Boden verbessert man durch Zugabe von Sand. Auf mineralische Dünger sollte man besser verzichten. Der Boden wird dadurch häufig überdüngt und kann mit der Zeit versalzen. Abgesehen davon, dass die meisten Nähstoffe dabei ungenutzt versickern und stattdessen das Grundwasser belasten. Organisch gebundene Nährstoffe werden dagegen, bis sie über die Wurzeln der Pflanzen aufgenommen werden im Boden, festgelegt und von Mikroorganismen aufbereitet, sodass eine Überdüngung ausgeschlossen ist. Meist reicht es aus, wenn man einmal im Jahr weiteren Kompost oberflächlich rund um die Pflanzenbasis in die Erde oberflächlich einharkt.
In manchen Fällen steht jedoch vor der Hauswand zu wenig Platz zur Verfügung, ein Nachbargebäude schattet die Hausfront ab oder es lässt sich kein Pflanzloch anlegen, weil der Boden hier gefliest oder betoniert ist. Ein Pflanzkübel kann eine mögliche Kompromisslösung sein – aber nur für klein bleibende Kletterpflanzen. Für Ein- und Zweijährige ist solch ein Pflanzkübel dagegen optimal, denn die Pflanzen müssen ja ohnehin regelmäßig ausgetauscht werden.
Bereits die Jungpflanzen brauchen eine Leithilfe, sonst wachsen sie in alle möglichen Richtungen, nur nicht in die gewünschte Höhe. Dazu werden die Triebe der jungen Klettpflanzen behutsam an die Wandfassade oder das Spalier geleitet, dort mit einem nicht einschnürenden Bindfaden oder kunststoffummantelten Draht angebunden, notfalls auch mit einem wetterfesten Klebestreifen befestigt.
Nach einigen Jahren beginnen bei einigen Kletterpflanzen die unteren Abschnitte zu verkahlen, das ist zum Beispiel beim Wilden Wein regelmäßig der Fall. Um dann auch die untere Hauswand optisch zu begrünen, setzt man einige immergrüne, niedrig bleibende Sträucher davor. Damit wartet man aber wirklich die ersten Jahre ab, sonst machen sich Sträucher und Kletterpflanzen gegenseitig Konkurrenz um Licht und Nährstoffe und behindern sich im Wachstum.
Sind die Kletterpflanzen richtig gesetzt bei optimalen Bodenverhältnissen, dann ist der jährliche Pflegeaufwand verhältnismäßig gering und beschränkt sich auf eine jährliche Düngergabe, das Aufbinden nicht selbst haftender Kletterpflanzen und einen Rückschnitt, wenn die Pflanze Teile der Hauswand einzunehmen droht, die sie eigentlich nicht begrünen sollte. Bei Spalierobst und der Begrünung einer Pergola ist der Aufwand bei der Gehölzerziehung allerdings deutlich größer. Ob, wann und wie Kletterpflanzen zurückgeschnitten werden müssen, dass ist vor allem vom Wuchstyp und der Pflanzenart abhängig. Dazu lassen sich an dieser Stelle kaum allgemein gültige Anleitungen geben. Stattdessen sei auf die entsprechenden Angaben in den Pflanzensteckbriefen der verschiedenen Kletterpflanzen hingewiesen.