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Obwohl Rasengräser auch von Viren und Bakterien befallen werden können, sind Pilze ein viel größeres Problem. Und die Bekämpfung von Pilzkrankheiten auch im Rasen ist deshalb so schwer, weil sie sehr hartnäckig sein können und auch ganz klein, nämlich als Pilzsporen anfangen. Pilze sind Saprophyten, die nicht selbst Photosynthese betreiben können und sich von organischem Material anderer Lebewesen ernähren müssen. Von den Botanikern werden die Pilze deshalb seit einiger Zeit nicht mehr zu den Pflanzen gerechnet, sondern bilden wie Viren und Bakterien eine eigene Kategorie. Als Parasiten befallen sie lebende Pflanzen oder totes organisches Material . Einige Pilze sind sogar in der Lage sowohl von lebender als auch toter Materie zu leben.

Welches sind häufigsten Pilze, die im Rasen auftreten können? Gemeint sind hier nicht essbare Pilze wie der Wiesen-Champignon und der Schopftintling, obwohl der mit seinen zu schwarz-violetter Tinte zerfließenden Hüten nicht nur scheußlich aussieht, sondern auf Dauer auch dem Rasen schadet, sondern die echten Pilzkrankheiten.

Fusarium nivale, der Erreger des Schnee-Schimmels

Zu den am meisten gefürchteten Krankheitsbildern im Rasen zählt der Schneeschimmel. Erb Besonders dann, wenn der Rasen längere Zeit von einer Schneedecke bedeckt bleibt, kann es zum befall von Fusarium nivale kommen. Wenn die Schneeschmelze dann einsetzt, sind größere weißliche bis gelbliche Flecken im Rasen zu sehen, bei starkem Befall können diese Flecken auch eine bräunliche Farbe annehmen. Allerdings kann dieser sogenannte Schneeschimmel auch im Herbst auftreten, wenn es längere Zeit mild, aber sehr feucht war. Vom Schneeschimmel sind besonders oft Rasenflächen in den Voralpen und Mittelgebirgen betroffen – das betrifft vor allem Höhenlagen ab 850m ü. NN. Der Pilz kann zwar prinzipiell alle Rasengräser befallen, aber offensichtlich sind einige Grasarten anfälliger, dazu zählen das Flechtstraußgras (Agristis stolonifera) und das Kammgras (Cynosurus crsitatus).

Die befallene Flächen sind zunächst nur einzelne Flecken, nehmen aber rasch an Größe zu. Die Pilzsporen von Fusarium nivale bilden sich zunächst nur auf toten Arealen des Rasens, werden aber bald durch Mensch und Tier auf andere, noch intakte Rasenflächen übertragen – dies ist ein Grund, warum man im Winter den rasen nicht mehr betreten sollte1 Außerdem benötigen die Pilzsporen zum Keimen Feuchtigkeit, die sich zum Beispiel im Spätherbst unter Falllaub bildet. Deshalb sollte Falllaub mit dem Rasenbesen vor Winterbeginn restlos von Rasen abgekehrt werden.

Es gibt weitere Faktoren, die die Schneeschimmelbildung im Rasen begünstigen. Dazu zählen:

– eine stark verfilzte Rasendecke

– Ausbringen eines stickstoffbetonten und kaliumarmen Düngers im Herbst, besonders wenn der Boden hohe pH-Werte aufweist, also stark alkalisch reagiert, z. B. wenn er kalkreich ist, deshalb auch im Herbst den Rasen nicht mit Kalkgaben versehen. Denn dadurch bleiben die Zellwände weich und die Pilzsporen können leichter eindringen.

– zu lange Grashalme, die nach dem letzten Mähen im Herbst, stehen geblieben sind.

– der Rasen liegt im Windschatten einer Mauer, Hecke o.ä., sodass sich eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit über dem Rasen halten kann.

Daraus ergeben sich einige Maßnahmen, um einem Befall mit Schneefall vorzubeugen:

– Im Frühjahr muss der Rasen wenigstens einmal gründlich vertikuliert werden; dabei wird der Filz aus abgestorbenen Pflanzenteilen ausgekämmt.

– Zum Düngen im Frühjahr und Sommer wird ein stickstoffarmer, aber kaliumhaltiger Dünger verwendet. Das Kalium stärkt die Zellwände der Gräser und erschwert den Pilzsporen damit das Eindringen in die Zellen.

– im Herbst wird noch einmal bei trockenem Wetter mit tiefem Schnitt gemäht und dann das Schnittgut ebenso wie Falllaub gründlich vom Rasen entfernt.

– Im Herbst und Winter muss der Wind möglichst ungehindert über die Rasenfläche streichen können.

– Im Winter den Rasen nicht mehr betreten – egal ob eine Schneedecke auf dem Rasen liegt oder nicht.

– Rasenflächen auf Höhenlagen über 850m ü. NN sollten eventuell vorbeugend mit einem möglichst umweltfreundlichen Fungizid behandelt werden.

Wie können von Schneeschimmel befallene Stellen behandelt werden?

Behandelt man die bereits sichtbar von Schneeschimmel befallenen Stellen nicht, dann kann sich der Pilz weiter ausbreiten und das Gras stirbt ab. Es hilft nicht, die befallen Grassoden müssen entfernt werden. Diese Stellen werden durch gesunde Rasensoden ersetzt oder durch Nachsaat ausgebessert. Das gelingt am einfachsten mit einem sogenannten Rasenpflaster, wie es der Gartenfachhandel anbietet. Es besteht aus drei Komponenten – Saatgut, Dünger und Substrat im richtigen Mischungsverhältnis.

Typhula incarnata – Erreger des Typhula-Schimmels

Ähnlich wie der Schneeschimmel bildet sich auch der sogenannte Typhula-Schimmel unter einer Schneedecke. In schneereichen Gebieten tritt er gemeinsam mit Fusarium nivale auf. In schneearmen Regionen dagegen wird der Rasen nur von Typhula incarnata (dem Fadenkeulchen) befallen, wenn der Schnee wenigstens 2 Wochen auf dem Rasen liegen bleibt. Bei genauer Inspektion sind auch mit bloßem Augen auf den befallen Halmen und Blätter aufrecht stehende, dünne keulen- bis fadenförmige, weiß bis hell-rosa gefärbte Sporenträger zu erkennen. Die Maßnahmen zum Vorbeugen und Bekämpfen, bzw. Ausbessern betroffener Rasenstellen sind die gleichen wie bei Schneeschimmelbefall.

Sclerotinia homoeocarpa – Erreger der Dollarfleckenkrankheit

Im Gegensatz zu Schnee- und Typhula-Schimmel ist die Dollarfleckenkrankheit wesentlich schwerer zu erkennen. Es bilden sich unregelmäßige gelblich-hellbraune Flecken von etwa Dollargröße (daher Dollarfleckenkrankheit) im Rasen. Eine sichere Diagnose ist nur durch Experten der Pflanzenschutzämter möglich. Von vorneherein kann man einem möglichen Befall vermeiden durch Ansaat widerstandsfähiger, resistenter Grassorten. Eine mögliche Ursache für das Auftreten der Dollarfleckenkrankheit ist eine zu geringe Düngung des Rasens. Durch eine Erhöhung des Stickstoffanteils im Dünger soll man dem Befall vorbeugen können. Der Dünger darf jedoch nicht zu stickstoffbetont sein, denn damit würde man einem möglichen Befall mit dem Schneeschimmel-Erreger Vorschub leisten.

Blumeria graminis – Erreger des Echten Mehltaus an Getreide und Gräsern

Dieser Pilzbefall tritt vor allem im Schattenrasen auf. Dabei bildet sich ein grau-weißer Belag auf der Blattoberseite der Gräser, der sich bei trocken-warmem Wetter rasch ausbreiten kann. Anfangs lässt sich der Belag noch abwischen. Befallene Gräser verbräunen schließlich und sterben ab. Man kann die Ausbreitung in Schach halten, indem man einem rein pflanzlichen Mittel aus Extrakten von Braunalgen (Laminaria-Arten), Knoblauch, Zwiebeln oder Meerrettich spitzt.

Laetisaria fuciformis – Erreger der Rotspitzigkeit

Die sogenannte Rotspitzigkeit ist eine weit verbreitete Pilzkrankheit, die fast alle Rasengräser wie die Sraußgräser (Agrostios), die Rispengräser (Poa), die Weidelgräser (Lolium) und den Rotschwingel (Festuca rubra) befällt. Die Rotspitzigkeit tritt vor allem im Sommer auf. Begünstigt wird die Ausbreitung durch lang anhaltende Perioden mit feucht-warmem Wetter, sowie durch Nährstoffmangel. Ist es dann wieder längere Zeit trocken, verschwindet der Pilzbefall meist von selbst wieder und die Schäden blieben gering. Den Befall erkennt man leicht an dem geweihartig verzweigten oder watteartigen, rötlichen Pilzgeflecht an den Spitzen des Grashalme.

Als Maßnahmen zur Vorbeugung gelten

– Vertikulieren im Frühjahr, um den Rasenfilz auszukämmen, der als Winterreservoir für viele

Pilzkrankheiten gilt

– nicht zu häufiges und zu tiefes Mähen

– eine ausgewogene Nährstoffversorgung durch ein speziellen Rasendünger mit einem

optimalen Mengenverhältnis von Stickstoff, Kalium und Phosphor

– den Rasen nur morgens zu wässern und beregnen.

Bei akutem Befall wird der Rasen gemäht und anschließend nochmals gedüngt.

Hexenringe im Rasen

Das Myzel vieler Pilze breitet sich im Boden kreisförmig in alle Richtungen aus. An den Enden des Myzels bilden sich dann die aus dem Boden emporragenden hutförmigen Fruchtkörper der Pilze. Je ungestörter sich das Myzel entwickeln und ausbreiten kann, desto weiter und enger wird dieser Hexenring. Man hat inzwischen festgestellt, dass sich derartige Hexenringe vor allem auf Rasenflächen ausbreiten, die bereits vor 5 bis 15 Jahren angelegt wurden. Aber auch auf völlig unkultiviertem, naturbelassenem Grünland können sich solche Hexenringe ausbreiten.

Da das Pilzgeflecht im Boden stark hydrophob, also wasserabweisend ist, trocknet der Rasen an diesen Stellen besonders stark aus. Da das Pilzmyzel den Boden bis zu einer Tiefe von 12cm durchdringen kann, muss der Rasen engmaschig mit einer Grabegabel eingestochen werden, damit das Wasser in den Boden einsickern kann. Außerdem werden die sichtbaren Hutpilze entfernt. Kleinere Hexenringe gräbt man um, tauscht die Erde aus und sät dann den Rasen neu aus. Die Erde darf weder kompostiert, noch sonst wie im Garten wiederverwendet werden. Betroffene Flächen lassen sich aber auch sterilisieren mit einer Mischung aus einer 40%-Formalin-Lösung mit einem Benetzungsmittel. Eine Lösung von 60 Litern reicht für eine Fläche von 10qm aus. Dies sollte man jedoch einem Pflanzenschutzexperten überlassen, u. a. Weit gesunde Gräser nicht benetzt werden dürfen, da sie sonst unweigerlich absterben.