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Spinnmilben im Überblick

Aussehen und Biologie der Spinnmilben

Spinnenmilben der Familie Tetranychidae sind keine Insekten, sondern  sie gehören zu den Spinnentieren. Ihr Körper ist nicht wie bei Insekten in Kopf, Brustschild und Hinterleib gegliedert, sondern eher oval sackförmig. Zumindest die ausgewachsenen Spinnmilben und ihre letzten Entwicklungsstadien haben immer 8 Beine. Sie sind winzig klein, oft weniger als einen halben Millimeter groß.

Trotzdem können sie an ihren Wirtspflanzen beträchtliche Schäden anrichten. Sie saugen mit ihrem Stechrüssel einzelne Pflanzenzellen aus. Dadurch bildet sich auf dem von Spinnmilben befallenen Blatt ein typisches Muster aus helleren Sprenkeln. Bei starkem Spinnmilbenbefall vertrocknen die Blätter und fallen ab. Einige, aber nicht alle Arten der Spinnmilben sind außerdem an den feinen Gespinsten zu erkennen, die sie sowohl an Triebspitzen als auch auf der Unterseite der Laubblätter anlegen.

Spinnmilbenweibchen legen Eier, aus denen zunächst eine sechsbeinige Larve schlüpft. Bereits diese Protonnymphen saugen an den Wirtspflanzen. Innerhalb von 2 bis 3 Wochen und nach mehreren Häutungen  mit Zwischen- und Ruhestadien ist die Spinnmilbe erwachsen und hat nunmehr stets 8 Beine.  Einige Arten der Spinnmilben überwintern im Ei, andere als adulte, sogenannte „Winterweibchen“.

Spinnmilben entwickeln sich besonders gut in einem trocken, warmen Klima. Daher können sie vor allem in beheizten Räumen, im Gewächshaus und Wintergarten, sowie in warmen Südlagen, in Pflanztrögen u. ä. zum Problem werden.

Manche Spinnmilben sind Spezialisten, die auf bestimmte Wirtspflanzen angewiesen sind, andere saugen als Generalisten an einem weiten Pflanzenspektrum.

Schäden durch Spinnmilben im Garten

Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae)

Die Gemeine Spinnmilbe ist nahezu weltweit verbreitet und genauso groß ist das Spektrum der von ihr parasitierten Wirtspflanzen. Dazu zählen in Deutschland zahlreiche Obstbäume, Beerensträucher, Gemüse und Zierpflanzen, in Übersee sind es vor allem Baumwolle, Maniok, Soja und Hanf, die unter dem Befall mit dieser Spinnmilbe zu leiden haben.

Wie groß die Gemeine Spinnmilbe ist, das hängt vom Geschlecht und vom Ernährungszustand ab, in jedem Fall sind es nicht viel mehr als 1/2mm. Sie sind weichhäutig und haben einen halbkugelförmigen Körperbau: Die Oberseite ist aufgewölbt, die Unterseite flach. Die Weibchen, die ab dem Spätsommer gebildet werden und dann auch überwintern sind dagegen orange- oder zinnoberrot gefärbt. Diese Winterweibchen  suchen Schutz unter Falllaub, Rinden von Gehölzen und ähnliches, wo sie als dicht zusammengedrängte Kolonie auch tiefe Minustemperaturen schadlos überstehen.

„Winterweibchen“ der Gemeinen Spinnmilbe (Foto: Ante Perkovic, Creative Commons Attr.-Share Alike3.0 Unported).

Wenn im Frühjahr dann die Temperaturen wieder ansteigen, beginnen sie wieder an den Wirtspflanzen zu parasitieren, nehmen wieder die grünlich-transparente Körperfärbung an und legen  Eier. In den Kolonien der Folgegeneration trifft man dann auf alle Stadien: vom Ei, die sechsbeinige Larve, ein erstes Ruhestadium und Protonymphen, die bereits 8 Beine haben. Auf ein zweites Ruhestadium, folgt das 2. Nymphenstadium, die sogenannte Deutonymphe), dann das dritte und letzte Ruhestadium und schließlich entwickelt sich daraus die adulte Spinnmilbe. Diese gesamte Entwicklung läuft innerhalb eines Monats oder weniger ab. Das Spinnmilbenweibchen lebt bis zu 5Wochen und legt in dieser Zeit bi zu 100 Eier. Dabei entwickeln sich aus unbefruchteten Eiern Männchen, aus den befruchteten Eiern immer Weibchen. Unbegattete Weibchen haben immer männliche Nachkommen, begattete Weibchen sowohl Männchen als auch Weibchen.

Eine einzelne Spinnmilbe kann bereits mehr als 20 mal pro Minute tief in das Blatt einstechen und die zuckerreichen Zellsäfte und Chlorophyllkörper aufsaugen. Dadurch wird das parasitiere Blatt stark angegriffen, kollabiert sehr rasch und   vertrocknet.

Linden-Spinnmilbe (Eotetranychus tiliarium)

Linden-Spinnmilben sind winzig klein und mit bloßen Auge ohne Lupe nur als Kolonie wahrzunehmen. Sie wechseln im Jahresverlauf ihre Körperfärbung von Hell-Gelb zu leuchtendem orange. Zusätzlich fallen ihre roten Augen auf. Außerdem überziehen sie die von ihnen befallenen Laubblätter mit einem fein gesponnenen Netz. Die Linden-Spinnmilben befallen vor allem die Winterlinde, aber auch andere Lindenarten. Vor allem an viel befahrenen Straßenrändern stehende Lindenbäume und solche im innerstädtischen Bereich sind bereits durch die höheren Temperaturen und Luftverunreinigungen so stark vorgeschädigt, dass sie einem Massenbefall dieser Spinnmilben zum Opfer fallen können. Die von den Linden-Spinnmilben Blätter verfärben sich gelblich braun und fallen schließlich ab. Normalerweise stirbt der Baum aber daran nicht. Die Bäume erholen sich nach einigen Jahren bei nur geringem Befall mit Spinnmilben wieder.

Rote Spinne (Panonychus ulmi)

Die Rote Spinne oder Obstbaum-Spinnmilbe, wie sie auch genannt wird, kommen in weiten Teil Europas regelmäßig, zum Teil massenhaft vor.  Sie richtet dabei Schäden an Weinreben, Obstbäumen und -Sträuchern an. Aber auch unter Kakteen- und Blumenfreunden ist die Rote Spinne gefürchtet.

Die intensive Bekämpfung mit chemischen Insektiziden hat lediglich dazu geführt, dass die Rote Spinne dagegen eine Resistenz entwickelt hat. Deshalb setzt man inzwischen  vor allem ihre natürliche Fressfeinde gegen die Rote Spinne ein, z.B. den kleinen Marienkäfer Stethorus punctillum und die Blumenwanze Anthocoris nemorum, die sich beide auf Spinnmilben als Beute spezialisiert haben.

Eier der Roten Spinne an einem Apfelbaum (Foto: University of Georgia Plant Pathology Archive, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported)

Die Rote Spinne überwintert im Ei an den Obstbäumen in kleinen Fugen und Ritzen der Baumrinde. Die meisten Spinnmilben schlüpfen im zeitigen Frühjahr, und ab erscheinen dann auch Männchen und Weibchen und es werden befruchtete Sommereier gelegt. Jedes der leuchtend rot gefärbten Weibchen kann bis zu 40 Eier legen. Im Jahresverlauf wechseln sich fünf bis sieben Generationen ab.

Rote Spinnen, die an Weinreben parasitieren, überwintern nicht im Eistadium, sondern als Weibchen. Nach Blattaustrieb, wenn sie die Blätter entfalten, werden die kleinen, dunklen Einstichstellen sichtbar. Die beschädigten Blätter wölben sich auf und fallen schließlich ab.

Weißdorn-Spinnmilbe (Tetranychus viennensis)

Die Weißdorn-Spinnmilbe richtet nicht nur an den Weißdornarten Schäden an, sie parasitiert auch an anderen Obstbäumen und -Sträuchern aus der Familie der Rosengewächse. Die Weibchen sind zunächst hellgrün, färben sich aber bald leuchtend rot. Die Männchen sind etwas schmaler; sie haben einen hellgrünen Körper mit kleinen schwarzen Punkten in den Flanken und rot leuchtende Augen. Weißdornspinnmilben durchstoßen mit ihren Kieferklauen die äußere Haut der Laubblätter und suagen dann das Zellplasma der Blätter aus. Weißdornspinnmilben überwintern als Weibchen in der Rinde der Bäume.

Einige weitere Spinnmilben-Arten

Die Rote Stachelbeer-Spinnmilbe (Bryobia ribis) befällt neben Stachelbeersträuchern auch Weißdorn und Lindenbäume. Die Buchsbaum-Spinnmilbe (Eurytetranychus buxi) parasitiert an Buchs, die Efeu-Spinnmilbe (Bryobia kissophila) an Efeublättern.  Die Nadelholz-Spinnmilbe (Oligonychus ununguis) richtet an Fichten, Kiefern, Lärchen und vielen weiteren Koniferen Schäden an.

Bekämpfung

Altbewährte Hausmittel

Natürliche Feinde

Raubmilben machen gezielte Jagd auf Spinnmilben. Besonders effektiv lässt sich die Raubmilbe Phytoseiulus persimilis vor allem im Gewächshaus, Wintergarten oder anderen geschlossenen Räumen gegen Spinnmilben einsetzen.  Eine einzige dieser Raubmilben kann pro Tag bereits 5 Spinnmilben oder 20 Eier oder Nymphen aussaugen. Raubmilben sehen zwar den Spinnmilben ähnlich, sind aber größer und haben längere Beine. Sie haben eine kürzere Entwicklungszeit, können sich daher rascher vermehren und sehr effektiv gegen Spinnmilben eingesetzt werden, zumal sie sich auch sehr viel schneller als Spinnmilben bewegen, die ihnen daher kaum entkommen können.

Ein weiterer Nützling, der auch Spinnmilben vertilgt, ist die Gemeine Florfliege Chrysoperla carnea.

Pflanzenschutzmittel

Für den Hobbygärtner gibt es zugelassene Spritzmittel auf der Basis von Rapsöl oder Aectamiprid als Wirkstoff. Austriebs-Spritzmittel mit dem Wirkstoff Rapsöl werden  eingesetzt, um die überwinternden Stadien der Spinnmilben zu bekämpfen. Gegen an Zierpflanzen saugende Spinnmilben kann man ein Schädlingsfrei Zierpflanzen Konzentrat anwenden, mit dem sich Eier, Nymphen und auch die adulten Spinnmilben bekämpfen lassen. An Rosen parasitierende Spinnmilben werden mit Schädlingsfrei Careo Rosenspray durch das systemisch wirkende Kontaktgift Acetamiprid bekämpft.

Schwefelpräparate werden im Obstanbau gegen Mehltaubefall und Schorf einegsetzt; als Nebeneffekt lassen sich damit aber auch Spinnmilben bekämpfen.

Vorbeugen

Da Spinnmilben vor allem dort auftauchen, wo die Luft trocken und warm ist, kann man dem Spinnmilbenbefall vorbeugen, indem man vor allem die relative Luftfeuchtigkeit erhöht.

Mit einem rechtzeitigen Schnitt der Gehölze im Frühjahr kann man auch gleich die Überwinterungsplätze der Spinnmilben-Kolonien entfernen.

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