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Florfliegen im Überblick

Die Familie der Florfliegen  gehört zur Insektenordnung der Netzflügler. Man kennt weltweit etwa 2000 Arten, in Mitteleuropa sind es etwas mehr als 30 Arten, zu denen als wichtigste und häufigste Vertreter die Gemeine Florfliege, die Mittelmeer-Florfliege und die Rotköpfige Florfliege zählen.

Viele Florfliegen haben grünlich schillernde Körper, andere Arten sind bräunlich oder schwarz gefärbt.  di adulten Florfliegen ernähren sich vor allem von Blütennektar und Pollen, aber auch von m Honigtau – einem Ausscheidungsprodukt der Blattläuse. Einige Florfliegenarten leben aber auch räuberisch. Immer räuberisch ernähren sich dagegen die Larven der Florfliegen. Sie ergreifen mit ihren zu Saugzangen entwickelten Mundwerkzeugen ihre Beute – in der Mehrzahl Blattläuse – und saugen ihre Opfer aus. Manche Arten tarnen dann mit den ausgesaugten Blattlauskörpern ihren Hinterleib.

Zur Biologie der in Mitteleuropa häufigeren Florfliegenarten

Chrysoperla carnea – Gemeine Florfliege

Diese Florfliege, auch Grüne Florfliege genannt, kommt nicht nur in Europa, sondern fast weltweit vor und fehlt lediglich in Australien. Sie entwickelt im Jahresverlauf mehrere Generationen, die sich teilweise auch überlappen. Sie hält sich tagsüber meist versteckt, erst zur Dämmerung werden sie aktiv.

Die erwachsenen Gemeinen Florfliegen ernähren sich von Blütenpollen und -Nektar, aber auch von Honigtau, dem Ausscheidungsprodukt von Blattläusen. Tagsüber halten sie sich versteckt, zum Beispiel unter Laubblättern oder auch auf grünen Blättern (da sind sie perfekt getarnt) oder auch in einem Florfliegenkasten (s.unten) auf, wenn sie einen solchen in der Nähe ihres Aktionsradius angeboten bekommen. An warmen Sommerabenden kann mn sie in Schwärmen im Garten beobachten, wenn sie eine Lichtquelle anfliegen.

Sie überwintern als Imagines an einem geschützten Platz und fallen dabei in eine Art Winterstarre. Die sonst grünen Tiere verfärben sich zur Überwinterung braun und werden erst, wenn sie aus der Winterstarre im Frühjahr erwachen, wieder grün.

Ein außergewöhnlich großes Exemplar der Gemeinen Florfliege (Foto: dudu, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Die Gemeine Florfliege kann eine Flügelspannweite von bis zu 3cm haben. Der Körper ist verhältnismäßig lang und schlank. Die Flügel durchziehen grüne Adern und wirken, als wären sie mit einem Flor überzogen – daher der Name Florfliegen. Die Flügel werden in Ruhestellung dachziegelartig über dem Rücken zusammengelegt. Ihre gelben Facettenaugen sind halbkugelförmig und wechseln je nach Lichteinfall in alle Regenbogenfarben.

Nach der Überwinterung paaren sich die Gemeinen Florfliegen; dabei lockt das Männchen mittels Vibrationen des Hinterleibs das Weibchen an. Nach der Paarung befestigen die Weibchen ihre Eier mit langen Stielen (s. oben) an den Blättern oder Stielen von bodendeckenden Pflanzen ab, vorzugsweise in der Nähe einer Blattlauskolonie. Ein einziges Weibchen kann bis zu 20 Eier pro Tag, bzw. bis zu 700 Eier innerhalb seines Lebensabschnittes als Imago legen. in Abhängigkeit von der Temperatur beträgt die Entwicklungszeit im Ei zwischen 3 und 10 Tage.

An dünnen Stielen befestigte Eier einer Florfliege (Foto: Luis Fernández García, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Die Larven der Gemeinen Florfliegen ernähren sich vor allem von Blattläusen – man nennt sie deshalb auch Blattlauslöwen -, aber auch  von anderen kleinen Insekten und Milben. Der Larvenkörper ist gelblich-grau gefärbt; die Larve hat drei Paar Füße und erreicht im Laufe der Larvalperiode eine Größe von bis zu 8mm.  Je nach Temperatur ist die Entwicklung als Larve in 1 bis 2 Wochen abgeschlossen. In dieser Zeit  haben sie bis zu 500 Blattläuse oder bis zu 10.000 Spinnmilben gefressen. Sie packen ihre Beutetiere mit den Mundwerkzeugen, durchbohren sie und saugen sie aus. Mit den leeren Hüllen ihrer Opfer tarnen sie ihren Hinterleib. Am Ende der Lavenzeit  spinnen sie zwischen kleinen Ästen einen frei hängenden, transparenten Kokon, indem sie sich verpuppen. Am Ende der Puppenruhe beißen sie ein Loch in den Puppenkokon, um sich daraus zu befreien und verwandeln sich erst außerhalb zur Imago.

Die Larve einer Gemeinen Florfliege attackiert mit ihren Mandibeln eine geflügelte Blattlaus (Eric Steinert, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Man vermutet, dass es sich bei der Gemeinen Florfliege nicht um eine einzige Art, sondern um einen eng miteinander verwandten Komplex von wenigstens drei Arten handelt. Bisher werden sie aber lediglich aufgrund ihrer unterschiedlichen „Werbegesänge“, den Vibrationen ihres Hinterleibs voneinander unterschieden.

Chrysoperla mediterranea – Mittelmeerflorfliege

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Mittelmeerflorfliege umfasst das westliche Nordafrika und den Westen Südeuropas. Im Zuge der Klimaerwärmung hat sie sich jedoch vom Mittelemeergebiet aus immer mehr nach Norden ausgebreitet und dringt inzwischen bis zu den Benelux-Ländern vor. Man findet die Mittelmeerflorfliege vor allem dort, wo Pinien oder andere Kiefernarten wachsen.

Imago der Mittelmeerflorfliege (Foto: tato grasso, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Verglichen mit der gemeinen Florfliege C. carnea hat die Mittelmeerflorfliege schmalere Flügel,  se ist dunkler gefärbt und hat auch keine Schwellung an den Endgliedern der Füße wie die Gemeine Florfliege. Und im Gegensatz zur Gemeinen Florfliege bleibt die Mittelmeerflorfliege das ganze Jahr hindurch grün.

Die Weibchen der Mittelmeerflorfliege sind etwa 100 Tage fruchtbar und können in dieser Zeit mehr als 500 Eier ablegen. Auch ihre Larven ernähren sich vor allem von Blattläusen, aber auch von anderen kleinen Insekten und von Milben. Eine Larve kann pro Tag bis zu 10 Blattläuse erbeuten.

Notochrysa fulviceps – Rotköpfige Florfliege

Eine Rotköpfige Florfliege (Foto: Siga, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Die Rotköpfige Florfliege gehört zu einer anderen, stammesgeschichtlich älteren und einfacheren Unterfamilie der Florfliegen. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Imagines von der Gemeinen Florfliege und der Mittelmeerflorfliege vor allem durch den goldgelb bis goldrot gefärbten Kopf mit den beiden vorstehenden Komplexaugen und die dunkelbraune Zeichnung in den Flanken des Brustabschnittes. Die Flügel ragen mehr als 2cm weit über den Hinterleib hinaus. Die Flügel sind nicht grün gefärbt, sondern farblos und transparent.

Die Rotköpfige Florfliege kommt in Mittel- und Westeuropa vor, fehlt aber im Mittelmeergebiet und in Nordeuropa.  Man findet sie nur in Höhenlagen unterhalb von 500m ü. NN. Die Imagines halten sich in einer Höhe von mehreren Metern über dem Boden an Bäumen auf, vor allem in Laubwäldern und am Waldrand.

Die Imagines der Rotköpfigen Florfliege sind keine eleganten Flieger; sie fallen durch einen etwas unbeholfenen Flatterflug in der Abenddämmerung auf, wenn sie  auf der Suche nach Blütenpollen, Nektar und Honigtau sind. Auch ihre Larven leben räuberisch vor allem von Blattläusen.

Biologische Schädlingsbekämpfung

Als sehr effizienter Blattlausvertilger spielen besonders die Larven der Gemeinen Florfliege eine wichtige Rolle und werden deshalb auch für den gezielten Einsatz gegen Blattlauskolonien gezüchtet.

Im eigenen Garten kann man Florfliegen ein geeignetes Ruhe- und Überwinterungsquartier in Form eines Florfliegenkastens anbieten. Dazu eignet sich ein hölzerner Kasten in roter Farbe – Rot zieht die Florfliegen magisch an -der auf der Vorderseite und an der Unterseite lamellenartige Einflugschlitze hat und mit Stroh gefüllt ist.

 

Optimal konstruierter Florfliegenkasten (Foto: Ra Boe, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Einsatz von Larven der Grünen Florfliege im Gewächshaus

Ein Problem bei Zucht der Grünen Florfliegen ist der unter den Larven verbreitete Kannibalismus. Deshalb bemüht man sich durch einzelne Anzuchteinheiten pro Florfliegen-Weibchen diese Verluste möglichst gering zu halten.  Zur Anzucht der Larve wird entweder Kunstfutter verwendet oder der Mehlmotte Ephestia kühniellea und der Getreidemotte Sitotroga cerealella angeboten. Um die Florfliegen-Larven dann im Gewächshaus auszusetzen, bringt man die Larven  in unterteilten und mit Gaze verschlossenen Pappstreifen aus oder man streut die Larven gemischt mit einem geeigneten Substrat aus oder verspritzt einfach die Florfliegen-Eier im Gewächshaus. Für eine erfolgreiche Blattlausbekämpfung im Gewächshaus muss man mindestens 5 Eiem, bzw. Larven pro Quadratmeter ausbringen.