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Zwiebelgewächse werden eher vegetativ als mit Hilfen von Samen generativ vermehrt. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die vegetative Vermehrung bringt schneller sichtbare Ergebnisse, man hat nach relativ kurzer Zeit bereits Tochterpflanzen. Die vegetative Vermehrung ist im Vergleich zu anderen Pflanzen bei Zwiebelgewächsen relativ einfach, denn viele Zwiebelpflanzen müssen ohnehin im Herbst ausgegraben und gelagert werden. Außerdem kann man  nur bei der vegetativen Vermehrung fast immer sicher sein, dass die Nachkommen vollständig der Mutterpflanze gleichen, da ihr Erbgut identisch ist. Das bei besonderen Zuchtsorten und Kreuzungen kann dies von Bedeutung sein.

Zwiebelgewächse teilen

Die einfachste Form der vegetativen Vermehrung bietet sicherlich das Teilen der Zwiebelbestände. Ohnehin sollten die Zwiebeln nach spätestens 4 Jahren ausgegraben, geteilt und an anderer Stelle wieder eingepflanzt werden. Auch Zwiebelgewächse, die zum Verwildern eingesetzt werden, sollten nicht länger als 5 bis 6 Jahre am gleichen Platz im Boden bleiben. Unter optimalen Milieubedingungen vermehren sich Blumenzwiebeln schnell. Dann werden irgendwann die Bestände zu dicht, die Zwiebeln können sich nicht mehr ungehindert zu voller Größe entwickeln, damit können sie immer weniger Reserven anlegen und die Blüten werden von Jahr zu Jahr weniger und bleiben schließlich ganz aus.

Je weiter die einzelnen Zwiebeln ursprünglich auseinander gepflanzt wurden, desto länger kann man den Zeitpunkt hinausschieben, an dem die Zwiebelhorste aus dem Boden genommen und geteilt werden müssen. Deshalb sollten Narzissen – auch wenn man eine geschlossene, kompakte Gruppe gleicher Sorten im Beet oder Rasen haben will, für Narzissen ein Mindestabstand von 10cm, für Tulpen von 15cm gewählt werden.

Am einfachsten und schonendsten lassen sich die Zwiebeln mit einer Grabgabel aus dem Boden heben. Es geht auch mit dem Spaten, dann muss man aber einen größeren Abstand halten, um die empfindlichen Zwiebeln und ihre Wurzeln dabei nicht zu verletzen. Dann entfernt man behutsam die noch anhaftenden Erdreste von den Zwiebelkolonien und zieht sie vorsichtig auseinander.

Tulpen, Narzissen und auch Krokusse werden eine Zeitlang zum Trocknen gelagert, bevor man sie im Herbst wieder einpflanzt. Andere Frühjahrsblüher, vor allem aber solche mit kleinen Zwiebeln wie Schneeglöckchen, Märzenbecher, Blausternchen und Traubenhyazinthen werden sofort wieder eingepflanzt. Die Sommerzwiebeln werden den Winter über frostfrei, aber kühl, dunkel und trocken gelagert und werden erst im nächsten Spätfrühling wieder ausgepflanzt.

Nimmt man beim Teilen des Zwiebelhorstes auch Brutzwiebeln zur vegetativen Vermehrung ab, dann sollte man die Abbruchstellen vor dem Wiedereinsetzen der Mutterzwiebel mit etwas Holzkohlepulver desinfizieren.

Brutzwiebeln

Die meisten Zwiebelgewächse bilden unter optimalen Bedingungen Brutzwiebeln aus. Diese Brutzwiebeln sitzen meist an allen Seiten rund um die Mutterzwiebel. Nach dem Ausgraben kann man die Brutzwiebeln vorsichtig von der alten Zwiebel abbrechen. Zur weiteren Vermehrung nimmt man nur genügend große Brutzwiebeln (sie sollten etwa halb so groß wie die Mutterzwiebel sein), die kleinsten Brutzwiebeln werden aussortiert. Die Brut der winterharten Zwiebelgewächse wird sofort weiterverwendet; Brutzwiebel nicht- winterharter Arten wie z. B. die der Gladiolen, werden den Winter über wie üblich gelagert, bis die Frostperiode im Frühjahr vorbei ist. Zur Vorkultur der Brutzwiebeln wählt man einen Platz, am dem einige Jahre lang keine anderen Zwiebel- oder Knollengewächse gestanden haben. An diesem Platz hebt man einen langen, schmalen Graben aus, zwischen 12 und 17cm tief. Für Gladiolen und Krokus reicht eine Grabentiefe von 7 bis 10cm. Auf dem Bodengrund des Grabens wird nun eine etwa 2cm hohe Schicht aus reinem Sand gleichmäßig verteilt. Diese Sandschicht verbessert zum Einen die Wasserdurchlässigkeit, zum Anderen lassen sich die reifen Zwiebeln so später leichter wieder ausgraben. Die Brutzwiebeln werden mit der Spitze nach oben in den Graben in Abständen, die in etwa der doppelte Zwiebeldicke entsprechen, gelegt und mit einer weiteren Sandschicht von etwa 2cm Dicke bedeckt und der Graben schließlich mit dem Erdaushub wieder zugedeckt. Die Brutzwiebeln winterharter Zwiebelgewächse können dort bleiben, bis sie nach 2 bis 3 Jahren die Blühreife erreicht haben. Die Brutzwiebeln nicht- winterharter Arten müssen dagegen jeden Herbst ausgegraben, gelagert und im Frühjahr wieder eingesetzt werden. – Hyazinthen bilden naturgemäß nur wenige Brutzwiebeln. Man kann jedoch die Bildung von Brutzwiebeln verbessern: Dazu nimmt man die Hyazinthen im Herbst aus der Erde und schneidet den Zwiebelboden mit einem sauberen Messer kreuzförmig ein. Dann werden diese Zwiebeln in einen großen, mit Erde gefüllten Kulturtopf gesetzt. Erst im zweiten Frühjahr erscheinen wieder Triebe. Man lässt sie abtrocknen, nimmt die Zwiebel aus der Erde und trennt die so gewonnenen Tochterzwiebeln ab.

Vermehrung durch Bulben und Zwiebelschuppen

Manche Lilienart bildet spezielle Formen von kleinen Brutzwiebeln – teilweise in den Achseln der Stängelblätter, die sogenannten Achselbulben, oder am unterirdischen Stängelabschnitt oberhalb der Wurzeln – die sogenannten Stängelbulben. Einige Lilien und andere Zwiebelgewächse wie die Fritillaria bilden an der Zwiebel kleine Schuppen, die keine gemeinsame Schale haben. Diese Zwiebelschuppen lassen sich leicht abtrennen und zur Vermehrung nutzen. Die Anleitung zur >Vermehrung durch Bulben und Zwiebelschuppen wird in einem gesonderten Beitrag im Detail beschreiben.