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Dickblattgewächse und andere Sukkulenten sollten eigentlich in keinem Stein- oder Alpingarten fehlen, denn sie sind in der Regel pflegeleicht – zumindest die auch in unseren Breiten winterharten Arten und Sorten. Sukkulenten findet man in der Natur vor allem in Regionen mit extremen klimatischen Bedingungen, das können niederschlagsarme Wüsten und Savannenlandschaften, aber auch Hochgebirge sein, wo die Pflanzen einzig aus feuchten Nebel ihren Wasserbedarf decken können.

Sukkulenten müssen den Wassermangel kompensieren, indem sie zum einen die Verluste durch die Wasserverdunstung reduzieren, zum anderen in der Lage sind, Wasser über lange Zeit speichern können. Dazu haben die Sukkulenten im Laufe ihrer stammesgeschichtlichen Entwicklung unterschiedliche Strategien entwickelt:

So haben viele Kakteen eine Zylinder- oder Kugelform angenommen und damit ein günstiges Oberflächen- zu Volumenverhältnis erworben, ein effektiver Schritt, die Transpirationsverluste gering zu halten. Im zweiten Schritt wurden dann die Laubblätter zu dünnen Dornen (botanisch gesehen handelt es sich um Dornen, nicht um Stacheln!) reduziert. Als Nebeneffekt dienen die Dornen gleichzeitig dazu, möglich Fressfeinde abzuwehren. Und in extrem niederschlagsarmen, aber nebelreichen Wüstenregionen kondensiert sich an den Dornen die Luftfeuchtigkeit und tropft dann auf den Boden, rings um die Kakteen, die mit ihren flachen Wurzeln die Feuchtigkeit aufnehmen. Normalerweise sitzen die Spaltöffnungen der Pflanzen, mit denen die Pflanzen das für ihren Stoffwechsel notwendige Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen können, aber auf, bzw. unter den Laubblättern. Auf den Kakteendornen haben solche Spaltöffnungen aber keinen Platz mehr, deshalb haben die Kakteen sie auf ihren Stamm verlagert, ebenso ihre Assimilationsorgane mit den grünen Chloroplasten, mit deren Hilfe sie überhaupt erst in der Lage sind, Kohlendioxid, Wasser und Nährstoffe zu eigener organischer Substanz aufzubauen und ihren Energiestoffwechsel in Gang zu halten.

Unzweifelhaft haben die Kakteen ihre Anpassung an trockene Wüstenregionen am weitesten entwickeln können. Aber auch andere Sukkulenten stehen ihnen darin nur wenig nach. So hat man erst vor wenigen Jahren den sogenannten CAM-Stoffwechsel (CAM = Crassulacean Acid Metobolism) der Dickblattgewächse entdeckt. Während Kakteen und andere Sukkulenten ihre Spaltöffnungen tagsüber öffnen, um das Kohlendioxid aufzunehmen, dann wenn die der Feuchtigkeitsverlust durch die Transpiration am höchsten ist, öffnen die Dickblattgewächse ihre Spaltöffnungen erst nachts. Da ihnen dann allerdings das außerdem für die Photosynthese nötige Licht fehlt, wandeln sie das nachts aufgenommene Kohlendioxid in Apfelsäure als lagerfähiges Zwischenprodukt um. Wenn dann am nächsten Tag die Sonne scheint, kann die Lichtenergie bei geschlossenen Spaltöffnungen aufgenommen und damit das Kohlendoxid aus der Apfelsäure wieder freigesetzt und zu Zuckermolekülen und anderen Bausteinen metabolisiert werden.

Kakteen und andere Sukkulenten mit normalem Stoffwechsel, die tagsüber assimilieren, halten während extremer Hitze- und Trockenperioden ihre Spaltöffnungen auch tagsüber geschlossen und fallen in eine Art Trockenschlaf, um ihren Stoffwechsel auf ein Minimum zu reduzieren. Wenn es dann endlich wieder regnet, fahren sie ihren Stoffwechsel sehr schnell wieder hoch.

Dickblattgewächse (Crassulaceen) speichern das Wasser meist nicht im Stamm wie die Kakteen, sondern in ihren verdickten, lederartigen Laubblättern. Auch die aus Südafrika stammenden Mittagsblumen (Fam. Mesembryanthemaceae) zählen zu diesen Blattsukkulenten. Ganz unterschiedliche Anpassungsstrategien haben – je nach ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet – die Wolfsmilchgewächse (Fam. Euphorbiaceae) entwickelt. So setzt die Walzenwolfsmilch auf verdickte, zylinderförmig dünne Blätter, während die Euphorbia trigona bis auf wenige rudimentäre Blättchen ähnlich wie die Kakteen Stacheln bildet.

Steingarten mit Crassulaceen

In diesem Steingarten dominieren die Dickblattgewächse der Gattung Sedum. Im Bild sind mindestens 10 verschiedene Arten, allesamt winterhart und pflegeleicht, zu sehen.

Auch die besonders pflegeleichten Dickblattgewächse der Gattung Sempervivum (Hauswurz u. a.) dürfen in keinem Steingarten fehlen:

Sempervivum

 

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Auch die aus Südafrika stammenden Mittagsblumen der Gattung Delosperma gehören mit ihren dickfleischigen Blättern zu den Sukkulenten, die sich als Polsterpflanzen hervorragend für den Steingarten eignen.

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Die großen Kakteen- und Sukkulentenrabatten sind jeden Sommer hindurch die Attraktion im Stadtgarten von Überlingen am Bodensee.

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Auch riesige, allerdings nicht winterharte Dickblattgewächse und Agavengewächse sind im Stadtgarten von Überlingen zu sehen.

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Am Boden der Kakteenrabatten breiten sich Crassula ovata, der Talerbaum, und andere Dickblattgewächse aus.

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Ein Indoor-Steingarten für nicht ganz winterharte Kakteen (Familie Huebentahl in Reichensachsen)

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Im Bild Kakteen, Agaven und andere Sukkulenten im Indoor-Steingarten der Familie Huebenthal in Reichensachsen

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Einen eigens für Kakteen, Agaven und andere Sukkulenten angelegten Steingarten findet man auch im Botanischen Garten von Bad Langensalza.