Heidelandschaft – wer denkt da nicht gleich an die Lüneburger Heide mit Wacholder-Sträucher. purpurrotem Heidekraut und Heidschnuken, die die Heide kurz halten. Und ab und zu ein paar Birken, Kiefern und Findlinge eingestreut. Doch die Idylle trügt. Die Lüneburger Heide ist im wahrsten Sinne auf Sand gebaut. Durch den jahrhundertelangen, unterirdischen Salzabbau ist der Grundwasserspiegel soweit gesunken, dass sich hier eine künstliche Steppenlandschaft entwickelt hat, in der nur wenige Pflanzenarten ihr Auskommen finden. Und das landschaftsprägende Element ist auch nicht das Heidekraut namens Erica, sondern die Besenheide Calluna vulgaris. Da sie im Sommer blüht, wird sie auch Sommerheide genannt, womit gleichzeitig auch dieser Heidetyp als Sommerheide bezeichnet wird. Und noch etwas zeichnet Calluna vulgaris aus: Sie wächst nur auf sehr kalkarmem bis kalkfreiem Boden. Ebenso wie ihre Begleitpflanzen, die entweder kalkmeidend oder kalktolerant sind. Die Bewohner der Sommerheide sind außerdem ausgesprochen sonnenhungrig und brauchen einen sandigen, durchlässigen und trockenen Boden. Wer einen Garten mit einem schweren, lehmig-tonigem Boden hat, sollte besser auf die Anlage einer Sommerheide-Pflanzung verzichten es sei denn, er will die gesamte Gartenerde austauschen.
Zu den Heidelandschaften im weitesten Sinn zählen auch die Flach- und Hochmoore, die ebenfalls ein kalkfreies und saures Milieu aufweisen. Und im Hochmoor, welches in seiner Entstehung vom Grundwasser unabhängig ist, begegnet uns auch wieder Calluna vulgaris, die Besen- oder Sommerheide. Damit zeigt sich die Besenheide als ein besonders anpassungsfähiges Heidekrautgewächs, welches sowohl in der trockenen Steppenlandschaft der Sommerheide als auf dem sehr feuchten, nährstoffarmen und saurem Untergrund eines Hochmoores vorkommt. Weitere typische Florenelemente für das Hochmoor sind die Zwergbirke Betula nana und die Moor- oder Glockenheide Erica tetralix. Erica tetralix kommt aber auch im durch Verlandung eines Gewässers entstandenen Flachmoor vor – neben der Gelben und Blauen Schwertlilie (Iris pseudacorus und I. sibirica), sowie die Rosmarinheide Andromeda polifolia.
Die Zwergstrauchheiden stellen einen weiteren Typ von Heidelandschaften dar. Es gibt sie sowohl in der baumlosen Tundra der Arktis, als auch auf kalkfreiem Urgestein in den Alpen und auf kalkhaltigen Untergrund der subalpinen Stufe. Während die ersten beiden eher dem professionell bewirtschafteten Alpingarten vorbehalten bleiben, ist die Zwergstrauchheide auf kalkhaltigem Grund auch für den Hobbygärtner von Interesse. Prägendes Element dieser Zwergstrauchheide ist die SchneeheideErica herbacea. Da sie – im Gegensatz zur Sommerheide – im Winterhalbjahr blüht, wird dieser Typ einer Heidelandschaft auch Winterheide genannt.
Damit sind die bereits beiden wichtigsten und am weitesten Heidetypen skizziert. Dem Hobbygärtner bleibt meist keine andere Wahl, als seine Vorstellungen an der vorhandenen Bodenbeschaffenheit zu orientieren: Sommerheide mit der Leitform Calluna vulgaris, der Besenheide, verlangt einen sandigen, durchlässigen und möglichst kalkfreien, trockenen Untergrund – im Gegensatz zur Winterheide mit Erica herbacea, der Schneeheide, die einen eher schweren, lehm- und kalkhaltigen Boden braucht. Beide Heidetypen nebeneinander zu realisieren, das bleibt eher den öffentlichen Schaugärten vorbehalten, die dafür größere Freiflächen -sauber getrennt durch Wege – zur Verfügung stellen können.
Doch weder der Sommer- noch der Winterheidegarten müssen deshalb monoton ausfallen. Sowohl von der Besen-, als auch von der Schneeheide gibt es eine ganze Palette von Zuchtsorten mit zahlreichen Blütenfarben und außerdem viele Begleitpflanzen mit den gleichen Milieuansprüchen.
Einen weiteren, besonders schönen und artenreichen Heidetyp stellt die atlantische Heide dar, wie man ihn vielleicht schon an der Westküste Irlands mit seinem feuchten, aber wintermildem, vom Golfstrom geprägten Klima kennengelernt hat. Ihre Leitformen sind die Grauheide Erica cinerea, die Cornish-Heide Erica vagans und die Naturhybride Erica x williamsii, einer Kreuzung aus Erica tetralix und Erica vagans. Da dieser Heidetyp nicht nur von der Bodenbeschaffenheit abhängt, sondern auch von atlantisch geprägtem Klima abhängt und auch nicht völlig frosthart ist, lässt er sich bestenfalls in küstennahen Bereichen Mitteleuropas nachahmen und langjährige Gartenpraxis voraus.