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Lilien

Untergruppe der Zwiebel- und Knollengewächse

Die Gattung der Lilien (Lilium) aus der Familie der Liliengewächse (Liliaceae) setzt sich aus etwa 100 Arten zusammen, die ursprünglich ausschließlich in der nördlichen Hemisphäre vorkommen. Lilien bilden aufrecht wachsende, in der Regel unverzweigte Sprossen mit elliptisch geformten bis lanzettartigen Laubblättern, die spiralenförmig, in Wirteln oder zerstreut am Spross angeordnet sind. Die oftmals intensiv duftenden Blüten  stehen einzeln oder bilden trauben-, dolden- oder rispenförmige Blütenstände. Jede Lilienblüte hat  immer 6 Blütenblätter und 6 Staubblätter. Neben den Lilien-Arten gibt es unzählige Zuchtsorten der Garten- und Topfhybriden. Lilien gibt es in vielen Blütenfarben, lediglich Blau kommt nicht vor.

Die Gattung Lilien stellt innerhalb der für den Hobbygarten infrage kommenden Liliengewächse nach den Tulpen die größte Gruppe, aber im Gegensatz zu den Tulpen ist die Herkunft und Abstammung der Garten-Lilien bei praktisch allen Hybriden und Sorten nachvollziehbar und bis auf die Elternarten zurückführbar, denn die gezielte Lilienzucht liegt erst wenige Jahrzehnte zurück, während sich die ersten Zuchtansätze bei den Tulpen im ausgehenden Mittelalter verlieren.

Klassifizierung der Lilien

Bekannt ist daher bei den Garten-Lilien ihre Herkunft und Entstehungsgeschichte. Außerdem kann man bei den Lilien drei Grundtypen der Blütenform erkennen: Die Trompetenform, die Schalen- oder flache bis sternförmige Form und die Turbanform. Allerdings gibt es zwischen diese drei Grundtypen wieder etliche Übergangformen. Noch komplizierter wird es, weil einige Gruppen der Lilien-Hybriden auf der Basis ihrer Abstammung, also ihrer Eltern, andere aber nach ihrem geographischen Ursprung (asiatisch, fernöstlich, amerikanisch u. a.) definiert werden. Daraus ergibt sich eine recht umfangreiche Einteilung der Lilien, auf die sich die Züchter geeinigt haben: 9 Hauptgruppen auf der Basis von Abstammung oder Herkunft, die jeweils wiederum in bis zu 4 Untergruppen a bis d unterteilt sind je nach Blütezeit oder Blütenform. Das Ergebnis sind insgesamt 23 Kategorien, die zwar klar definiert sind und damit auch Bestand haben werden, aber für den Hobbygärtner ist dies völlig unübersichtlich, kaum nachvollziehbar und für die Praxis auch nicht von allzu großer Bedeutung.

Wir verwenden daher auf garten-wissen.com ein stark vereinfachtes System und beschränken uns  dabei in der  Einteilung der Lilienarten, -hybriden und -sorten   1. auf die geographischen Herkunft der Wildarten und 2. die Abstammung der Zuchtformen von diesen Wildarten. Damit tragen wir auch einem in den letzten Jahren im stärker werdenden Trend in der Hobbygärtnerei Rechnung. Denn neben der Suche nach immer ausgefalleneren Zuchtformen und – farben steigt die Nachfrage nach ursprünglichen, natürlichen Wildarten stetig an. Da viele dieser Lilien-Arten in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet unmittelbar vom Aussterben bedroht sind und entsprechend geschützt werden, kann die zertifizierte Nachzucht in spezialisierten Fachbetrieben unter Umständen auch zum Fortbestand der Arten beitragen.

1.Europäische Lilien-Arten und -Hybriden

Zu den europäischen Lilien gehören die Feuerlilie Lilium bulbiferum (zwischen 40 und 120cm hoch, Blütezeit Mai bis Juli, die Blüten haben eine Schalenform), die Madonnen-Lilie Lilium candiddum (80 bis 150cm hoch, trichterförmige Blüten zwischen Juni und Juli) und die Türkenbund-Lilie Lilium martagon (50 bis 150cm, charakteristische turbanartige Blütenform zwischen Juni und Juli).

Im Bild die Wildform der Türkenbund-Lilie Lilium martagon.

2.Orientalische Lilien-Arten und -Hybriden

Zu den Orientalischen Lilien zählt die Goldbandlilie Lilium auratum und die Pracht-Lilie Lilium speciosum. Beide Arten werden etwa 1m hoch, blühen zwischen August und September, und ihre Blüten sind schalenförmig.

3.Asiatische Lilien-Arten und -Hybriden

Diese Asiatischen Lilien stellen die größte Artengruppe: Der Goldtürkenbund Lilieum handsonii wird zwischen 100 und 150cm hoch und blüht zwischen Juni und Juli. Die Blütenform ähnelt der der Türkenbund-Lilie Lilium martagon. Dies trifft außerdem auch für die Blüten der Korallen-Lilie Lilium pumilum (diese Art wird nur 30 bis 50cm hoch und blüht im Juni/ Juli), der Mandarinen-Lilie Lilium henryi (Wuchshöhe zwischen 140 und 220cm, Blütezeit im August/ September) und der Pyramiden-Lilie Lilium davidii (Wuchshöhe bis zu 180cm, Blütezeit im Juli) zu. Abweichend davon sind die Blüten der Königslilie Lilium regale eher trompetenförmig (Wuchshöhe dieser Art 80 bis 150cm, Blütezeit Juli bis August) und die Blüten der Tiger-Lilie Lilium lancifolium (Wuchshöhe 120 bis 150cm, Blütezeit August bis September) turbanförmig.

4.Amerikanische Arten und Hybriden

Die Panther-Lilie Lilium pardalinum (wird 120 bis 200cm hoch, blüht im Juli, die Blüten ähneln denen der Türkenbundlilie) und die Kanadische Wiesenlilie Lilium canadense  (150 bis 220, Blütezeit Juni bis Juli, glockenförmige Blüten), sowie ihre Hybriden stammen dagegen aus Nordamerika.

Für Lilien geeignete Standort- und Bodenverhältnisse

Die meisten Lilien brauchen einen sonnigen, warmen Platz; Ausnahmen sind die Kanadische Lilie Lilium canadense und Lilium superbum,  die besser im Halbschatten wachsen. Man kann zwar Lilien auch an einen Gartenteich setzen, sie dürfen aber nie im Wasser stehen. Lilien benötigen immer einen gut durchlässigen Boden. In den Boden darf außerdem weder schlecht verrotteter Stallmist, noch roher Gartenkompost untergemischt werden, sonst verfaulen die Lilienwurzeln.

Lilien richtig pflanzen und pflegen

Beim Kauf von Lilienzwiebeln sollte man unbedingt darauf achten, dass  die Zwiebeln groß, kräftig und gut bewurzelt sind. Die Schuppen rund um die Zwiebel müssen fest sein und dicht an dicht aufeinander liegen. Von Zwiebeln mit welken oder lockeren Schuppen sollte man besser die Finger lassen, ebenso wenn die Wurzeln an der Zwiebelbasis abgeschnitten wurden. Am besten fährt man mit noch jungen Zwiebeln, die noch weitere Wurzeln bilden werden, die die Zwiebeln dann später selbst in die optimale Tiefe im Boden ziehen können.

Lilien pflanzt man am besten im Winterhalbjahr zwischen Sommerende und Frühjahr, aber nur in frostfreien Perioden. Will man Frostschäden kategorisch ausschließen, dann bringt man die Lilienzwiebeln vorsichtshalber  im Frühjahr.

Madonnenlilien pflanzt man aber grundsätzlich im Herbst. Dann kann sich nämlich die typische Blattrosette noch vor dem Wintereinbruch bilden. Es gibt Lilienarten, die nur an der Zwiebelbasis Wurzeln bilden, andere jedoch auch am Stielansatz.  Auch Lilien, die nur an der Basis Wurzeln bilden, werden im Herbst gepflanzt.

Ist das Wetter in der dafür vorgesehenen Pflanzzeit zu schlecht, kann man die Lilien auch im Topf vorziehen. Ist die Schlechtwetterperiode kurz und dauert nur wenige Tage, dann kann man die Lilienzwiebeln stattdessen auch in einer Kiste mit angefeuchtetem Torf oder Kokosfasern als Torfersatz zwischenlagern.

Das Pflanzloch sollte etwa 2 1/2mal so tief angelegt werden, wie die jeweiligen Zwiebeln groß sind. Zunächst füllt man etwas frischen, scharfen Sand in das Pflanzloch, dann breitet man die Wurzeln der Zwiebeln sorgfältig auf dem Sand aus und füllt das Pflanzloch mit Gartenerde auf. Wühlmäuse knabbern gerne Lilienzwiebeln an. Um die Lilienzwiebeln vor Wühlmäusen zu schützen, kleidet man die Pflanzgrube mit einem feinen Drahtnetz aus, bevor mit Sand und Erde aufgefüllt wird. Der Gartenfachhandel bietet auch geeignete Pflanzkörbe aus nicht verrottendem Kunststoffmaterial zum Schutz vor Wühlmäusen an. – Eine Ausnahme bilden Madonnenlilien: Ihre Zwiebeln werden dicht unter die Erdoberfläche gepflanzt.

Nach dem Einsetzen der Lilienzwiebeln und Aufschütten der Pflanzgrube wird noch etwas Knochenmehl oder Hornspäne als organischer Langzeitdünger oberflächlich in den Boden eingearbeitet.

Hoch wachsende Lilienarten sollte man anstäben, um sie vor Windbruch ausreichend zu schützen.

Will man Lilien auch als Schnittblumen verwenden, dann sollte man  folgende Punkte beachten:

  • Man schneidet jede Lilienpflanze nur alle drei Jahre, damit sich die Pflanze in der Zwischenzeit wieder erholt; sonst wird sie nicht mehr blühen.
  • Der Stängel mit den Blüten wird höchstens bis zur Hälfte abgeschnitten.
  • Am Tag, bevor geschnitten werden soll, wird die Lilie noch einmal intensiv gegossen.
  • Man schneidet Lilien nur frühmorgens, wenn die Blüten noch nicht völlig geöffnet sind. Dann enthalten die Stängel noch genügend Feuchtigkeit und die Lilienblüten blieben in der Vase länger erhalten.
  • Man kann die Haltbarkeit außerdem erhöhen, wenn man die Schnittblumen zunächst für einen halben Tag in kaltes Wasser stellt.

Krankheiten und Schädlinge an Lilien

  • Lilienmosaikkrankheit – zu erkennen an hell-gelben Flecken und Streifen, die sich von Jahr zu Jahr vermehren, bis der Pflanzenstängel soweit geschwächt ist, dass er abbricht. Die Blüten verkrüppeln, falls überhaupt noch Blüten gebildet werden. Um ein Ausbreiten dieser Viruskrankheit zu unterbinden, müssen die betroffenen Lilienpflanzen aussortiert und vernichtet werden.
  • Grauschimmel – An den Knospen und Blüten bilden sich zunächst braune Flecken, dann verfaulen die Knospen und die Blüten verkrüppeln. Befallene Pflanzenteile werden von einem grauen Schimmelrasen überzogen. Grauschimmel bildet sich häufig, wenn die Lilien zu feucht gehalten werden.
  • Echter Mehltau – auf den Blätter bildet sich ein mehlig-weißer Belag, der sich aber abwischen lässt. Schließlich vergilben die Blätter und fallen ab.
  • Ein typischer Lilien-Schädling  ist das Lilienhähnchen, ein schlanker, leuchtend roter Käfer. Käfer und Larven fressen die Blättern an, die außerdem mit einem schleimigen Kot der Käfer bedeckt werden.
  • Lilien werden auch gerne  von Nackt- und Gehäuse-Schnecken  angefressen. Zurück bleibt eine verräterische Schleimspur. Häufig sitzen Blattläuse an den Triebspitzen und Knospen.

Weitere Details findet man im Beitrag Krankheiten und Schäden der Lilien.

Lilien fachgerecht vermehren

A. Formen der vegetativen Vermehrung bei Lilien

A.1. Teilen der Zwiebeln

Einige Lilien-Arten, darunter die Feuerlilie und die Königslilie, bilden sehr rasch neue Zwiebeln. Deshalb gräbt  man sie jedes dritte bis vierte Jahr aus, um sie zu teilen.  Aber erst wenn im Spätsommer absterben, hebt man den Klumpen der Zwiebeln vorsichtig mit der Grabgabel aus der Erde. Zunächst löst man alle locker sitzenden Schuppen ab, denn die kann ebenfalls zum Vermehren nutzen (siehe A.2.). . Dann werden die einzelnen Zwiebeln voneinander getrennt und in regelmäßigen Abständen wieder in frische Erde gesetzt.

Die Pantherlilie und einige anderen Lilien haben dagegen längliche Zwiebeln, die rhizomartig miteinander verbunden sind. Damit man auch Zwiebeln voneinander trennen kann, nimmt man dazu ein scharfes, sauberes Messer. Auch wenn man diese Lilien nicht vermehren will, sollte man diese Prozedur alle 2 bis 3 Jahr durchführen, sonst lässt die Blühwilligkeit dieser Lilien deutlich nach.

A.2. Lilien mit Hilfe von Zwiebelschuppen vermehren

Am einfachsten lassen sich Lilien aus Schuppenstecklingen heranziehen. Allerdings blühen diese pflanzen dann erst nach zwei, teilweise sogar erst nach fünf Jahren.  Man wartet am besten die Zeit nach der Blüte ab und gräbt die Zwiebeln aus. Welke und beschädigte Schuppen werden entfernt. Nur die dicken, gut erhaltenen Schuppen eignen sich zur vegetativen Vermehrung.  Auf diese Weise kann man von jeder großen, gesunden Zwiebel bis zu 24 geeignete Schuppen gewinnen. Um die Zwiebel nicht unnötig zu schwächen und sie wieder einzupflanzen, nimmt man von jeder Zwiebel nur etwa ein Drittel der Schuppen ab.

In das Anzuchtsubstrat wird ein kleines Loch gebohrt und jeweils eine Schuppe bis zur Hälfte hineingesteckt. Ziwschen den einzelnen Schuppen reicht ein Pflanzabstand von 2 bis 3cm. Über die Anzuchtschale oder -Topf wird eine durchsichtige Plastikhülle gestülpt. Oder man setzt die Anzuchtgefäße in einen Vermehrungskasten. Bei einer Bodentemperatur zwischen 10 und 13 °C werden sich die Schuppenstecklinge  rasch bewurzeln. Spätestens sechs Wochen nach dem Einpflanzen der Schuppenstecklinge müssten sich an der Schuppenbasis kleine Zwiebelchen gebildet haben. Ab diesem Zeitpunkt dürfen die Schuppenstecklinge keine Bodenwärme mehr erhalten.

Wenn die ersten Triebe erscheinen, werden die Jungpflanzen in Einzeltöpfe mit Einheitserde umgesetzt. Die Töpfe werden in Sand oder Torf abgesenkt und gemeinsam mit einer ca. 3cm hohen Schicht des gleichen Pflanzsubstrates abgedeckt. Diese Jungpflanzen werden im ungeheizten, aber frostfreien Gewächshaus überwintert. Erst im kommenden Herbst werden sie dann erst endgültig ins Freiland ausgepflanzt, schwächliche Exemplare sogar erst im übernächsten Herbst.

A.3. Lilien mit Hilfe von Brutzwiebeln vermehren

Brutzwiebeln nennt man die kleinen Zwiebeln, die sich entweder in den Blattachseln oder grundständig an den Wurzeln der Lilien bilden.  Achselständige Brutzwiebeln bilden z. B. die Feuer- und die Tigerlilie. Diese brutzwischen können grünlich oder dunkel schwarz-violett gefärbt sein. Zur Blütezeit der Lilien lassen sich diese Brutzwiebeln besonders leicht ablösen.

Andere Lilienarten bilden dagegen grundständige Brutzwiebeln, die zwischen den Stängel- oder den Basiswurzeln sitzen. Um die Brutzwiebeln im Spätsommer abzulesen, wird vorsichtig die Erde um die Stängelbasis entfernt. Achselständige Brutzwiebeln werden in Anzuchtschalen herangeozogen, grundständige Brutzwiebeln direkt wieder ins Freiland gepflanzt.

Weitere Details zum Vermehren von Lilie mit Hilfe von Zwiebelschuppen und Brutzwiebeln findet man im Beitrag Vermehrung durch Bulben und Zwiebelschuppen.

B. Lilien aus Samen vermehren

Reine Lilien-Arten kann man auch aus Samen ziehen, bei Hybriden wird dies jedoch in den meisten Fällen nicht funktionieren oder man erhält von ihnen zumindest keine sortenreine Nachkommen.

Von gesunden Lilien, die weder geschwächt sind noch irgendwelche Anzeichen einer Pflanzenkrankheit zeigen, nimmt man im Herbst die Samenkapseln ab aber erst wenn sie eine gelbe Farbe angenommen haben. Die Samen kann man sofort  oder im nächsten Frühjahr aussäen. Dazu setzt man sie jeweils 1cm tief und in einem Abstand von jeweils 3cm in die Anzuchterde und stellt die Anzuchtschalen oder -töpfe in ein ungeheiztes, aber frostfreies Gewächshaus – notfalls reicht auch eine Fensterbank. Die optimale Keimtemperatur liegt zwischen 10 und 13 °C.

Einige Lilienarten wie die Tiger- und die Königslilie bilden nach einigen Wochen oberirdische Triebe und später erst eine Zwiebel. bei anderen Lilien bildet sich aus dem Samen erst eine Zwiebel und dann erscheinen die ersten Triebe erst nach einigen Monaten. Lilienkeimlinge der ersten Gruppe werden in Einzeltöpfe pikiert, sobald das zweiet Blatt erscheint, Keimlinge, bei den sich erst die Zwiebel bildet, werden dagegen pikiert, sobald das erste Blatt zu sehen ist.

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