Definition: Was versteht man unter Integriertem Pflanzenschutz?
Maßnahmen zum Pflanzenschutz dienen dazu, bestimmte Krankheiten und Schädlingen an den Pflanzen vorzubeugen, bzw. diese abzuwehren und zu bekämpfen.
Beim Integrierten Pflanzenschutz werden sämtliche verschiedenen Methoden des Pflanzenschutzes kombiniert und in geeigneter Reihenfolge und nach einem bestimmten Zeitplan angewendet. Dabei wird nach Schadschwellen entscheiden – d. h. je nach Krankheits- oder Schädlingsdruck – mit welcher Pflanzenschutz-Maßnahme begonnen wird und welche Maßnahmen folgen.
Dabei biologische und umweltfreundliche Pflanzenschutzmaßnahmen wie Stärkung der Abwehrkräfte der Pflanzen, Anbau- und kulturtechnische Maßnahmen, Biotechnische Maßnahmen z.B. der Einsatz von Fallen und Lockstoffen) Einsatz von Nützlingen zur Bekämpfung von Schädlingen und andere Maßnahmen des Biologischen Pflanzenschutzes Vorrang vor dem Einsatz chemischer Pestizide als letztes Mittel. Oder die Konzentration und Häufigkeit von chemischen Pestiziden kann durch zuvor oder parallel durchgeführte andere Maßnahmen zum Pflanzenschutz minimiert werden.
Maßnahmen des Integrierten Pflanzenschutzes
- Optimierung der Standort- und Milieufaktoren, bzw. Auswahl standortgerechter Pflanzenarten oder -sorten
- Widerstandsfähige oder gegen bestimmte Pflanzenkrankheiten resistente Pflanzensorten wählen
- Bedarfsgerechtes Wässern und Düngen der Pflanzen / Verwendung organischer Langzeitdünger und Gründüngung statt mineralischer Sofortdünger
- Pflanzenstärkungsmittel
- Fruchtwechsel (Dreifelderwirtschaft) beachten
- Mischkulturen statt Monokulturen
- Biologischer Pflanzenschutz hat Vorrang vor Einsatz chemischer Pestizide
- Soweit wie möglich umweltverträgliche und rückstandsfreie Wirkstoffe verwenden
Integrierter Pflanzenschutz auch im eigenen Hobbygarten
Auch im eigenen Garten lässt sich das Konzept eines Integrierten Pflanzenschutzes in Form eines mehrstufigen Modells praktizieren:
Stufe I: Auswahl der Pflanzen
- Beim Kauf auf zertifiziertes, gesundes Saatgut und kräftig entwickelte Pflanzen achten
- Als besonders widerstandsfähige oder sogar gegen bestimmte resistente Krankheiten und Schädlinge resistente Pflanzensorten wählen
- Standortgerechte Pflanzen wählen, die zu den Bodenverhältnissen und Milieubedingungen im Garten passen.
- Bei Mischkulturen darauf achten, welche Pflanzen sich gut miteinander vertragen und unbedenklich nebeneinander gepflanzt werden können und welche Pflanzen auf keinen Fall miteinander kombiniert werden sollten.
- Um Nutz- oder Zierpflanzen vor Schädlingsbefall zu schützen, kann man sie in ihre Nachbarschaft Pflanzen, die als Repellents gegen bestimmte Schädlinge wirken. Dazu bekannte Beispiele: Lavendelsträucher zwischen Rosenstöcke gepflanzt, kann Blattläuse von Rosen fernhalten; im Boden lebende Fadenwürmer (Wurzelälchen) lassen sich durch Studentenblumen, Ringelblumen und Sonnenhut vertreiben. Tagetes (Studentenblumen) haben in ihren Wurzeln einen Stoff angereichert, der solche Bodenälchen anlockt. Und wenn diese Fadenwürmer dann in die Wurzeln eindringen, vergiften sie sich selbst und sterben ab. Dadurch wird der Boden auf natürliche, andere im Boden lebende Mikroorganismen schonende Weise entseucht. Auch die meisten stark duftenden bis für unsere Nasen übelriechenden Heilpflanzen und Küchenkräuter werden von Schädlingen weitgehend verschont oder schlagen sie gar in die Flucht.
Stufe II: Bodenverhältnisse und Milieubedingungen im Garten optimieren
- Erfahrene Hobbygärten können nach dem Vorbild der sogenannten Permakultur die Strukturen und Milieubedingungen klein-räumig so verändern, dass für die jeweilige Pflanzen ein optimales Mikroklima entsteht.
- Maßnahmen zur Bodenverbesserung durch Bodenlockerung, naturgemäßes Düngen durch Kompost, Gründüngung und andere organische Langzeitdünger. Zur Bodenlockerung und Bodenverbesserung können auch tiefwurzelnde Schmetterlingsblütler wie bestimmte Kleesorten, Lupinen oder Ackerbohnen beitragen.
Stufe III: Pflanzenstärkende Mittel
- Mit speziellen Pflanzenjauchen, -brühen und -tees lassen sich Widerstandskräfte der Pflanzen stärken. Mehr dazu im Beitrag Pflanzenbrühen, -jauchen und – tees zur Pflanzenstärkung.
Stufe IV: Mechanisch-physikalische und biologische Methoden
- Unkräuter jäten, Schädlingen absammeln
- Aufstellen von Fallen, Aufhängen von mit Klebstoffen präparierten Farbtafeln (Gelb- und Blautafeln)
- Schädlinge durch mit Lockstoffen (sogenannten Pheromonen) präparierte Fallen anlocken, sammeln und damit gezielt aus dem Lebensraum Garten entfernen
- Nützlinge – Fressfeinde bestimmter Schädlinge – im Garten ansiedeln und fördern, indem man ihnen geeignete Nist-, Rückzugs- und Überwinterungsmöglichkeiten bietet z. B. in Form eines Insektenhotels.
Stufe V: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Pflanzenschutzmittel dienen zur Abwehr und Bekämpfung von Pflanzenschädlingen und -Krankheiten. Systemische Mittel werden über die Wurzeln, Blätter oder Stängel aufgenommen und mit dem Pflanzensaft über die Leitbahnen in der Pflanze verteilt. Sie sind wirken vor allem gegen saugende und beißende Schadinsekten, sowie gegen einige schädliche Pilze und Bakterien, die sich im Inneren der pflanze ausbreiten. Im Gegensatz werden als Kontaktgift wirkende Pflanzenschutzmittel auf die von Schädlingen oder Krankheiten befallenen Pflanzen oder Pflanzenabschnitte gesprüht, wirken also von Außen. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile (mehr dazu im Beitrag Systemisch wirkende Pflanzenschutzmittel)
Biologische Pflanzenschutzmittel haben einen natürlichen Wirkstoff pflanzlicher oder mineralischer Herkunft und sind mehr oder weniger umweltfreundlich. Beispiele sind:
- Braunalgenextrakten – aus Ascophyllum nodosum (Knotentang) und anderen Braunalgen. Dient zur Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten.
- Lecithin-Präparate – werden aus Extrakten von Sojabohnen hergestellt und gegen Echte Mehltaupilze eingesetzt.
- Öl-Präparate – bestehen aus gereinigten mineralischen oder Rapsölen und werden vor allem gegen Schildläuse, Wollläuse, Blattläuse und Spinnmilben eingesetzt.
- Pyrethrum-Präparate – werden aus bestimmten Chrysanthemen-Arten gewonnen und sind hochwirksam gegen saugende Schadinsekten, verschonen allerdings auch Nützlinge nicht.
- Quassia-Brühe – ein Extrakt aus der Rinde des tropischen Quassia-Holzes. Tödliche für Blattläuse und andere Schadinsekten, verschont aber auch Nützlinge nicht.
- Schmierseife-Spiritus-Lösungen
- Schwefelleber-Lösung – eine Mischung aus Pottasche und Schwefel zum Einsatz gegen Echten Mehltau und Schorf. Riecht allerdings scheußlich nach faulen Eiern.
Chemische Pflanzenschutzmittel sind synthetisch hergestellte Mittel zur Bekämpfung von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten. Diese chemischen Mittel sind zwar im Allgemeinen hochwirksam, sollten aber nur als letzte Möglichkeit eingesetzt werden, da sie oft auch Nützlinge treffen, nur langsam abbaubare Rückstände bilden können und darüber hinaus auch Gesundheitsrisiken für Tier und Mensch bergen können.
Chemische Pflanzenschutzmittel werden nach den durch sie zu bekämpfenden Krankheitserregern und Schädlingen eingeteilt in:
- Bakterizide – Mittel zum Abtöten von Bakterien
- Fungizide – Mittel gegen Schadpilze
- Herbizide – werden zur Unkrautvernichtung eingesetzt.
- Algizide – sind Mittel zur Algenbekämpfung.
- Insektizide – Mittel zur Bekämpfung von Insekten
- Akarizide – Mittel zur Bekämpfung von Milben
- Nematizide – Mittel zur Bekämpfung von Fadenwürmern (Nematoden)
- Molluskizide – Mittel zur Bekämpfung von Schnecken
- Rodentizide – Mittel zur Bekämpfung von Wühlmäusen, Mäusen, Ratten und anderen Nagetieren
In vielen älteren Gartenbüchern werden teilweise noch chemische Pflanzenschutzmittel erläutert, die inzwischen nicht mehr zum Einsatz in Privatgärten zugelassen sind. Vor dem Kauf und Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel sollte man sich deshalb über den aktuellen gesetzlichen Stand der für den Einsatz im privaten Bereich zugelassenen Präparate und mögliche Zulassungseinschränkungen informieren, so wird beispielsweise für den Einsatz bestimmter Mittel ein entsprechender Sachkundenachweis verlangt.
Vor jedem Einsatz biologischer oder chemischer Pflanzenschutzmittel sollte man immer abwägen, ober der potentielle Bekämpfungserfolg mögliche „Kollateralschäden“ wie die Dezimierung von unter der non-targed Fauna und Flora, mögliche Rückstände, die oft nur langsam in der Umwelt abgebaut werden, oder gar gesundheitliche Risiken rechtfertigt.