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Ein gut gefülltes Insektenhotel stellt eine auf kleinem Raum konzentrierte Menge an ansonsten vor allem solitär lebenden Insekten dar, wie man sie sonst in der Natur kaum findet. Das haben auch einige räuberisch lebende Insekten, Spinnen und Vögel für sich entdeckt. Bei Brutparasiten wie den Ölkäfern und Schmarotzerhummeln geht die Anpassung noch wesentlich weiter: Sie nutzen von Wildbienen angelegte Legeröhren für ihre eigene Brut, legen wie ein Kuckuck ihr Ei ins Nest einer Wildbiene und lassen es von ihr aufziehen oder ihre Larven werden als blinde Passagiere von Wildbienen huckepack ins Nest gebracht, wo sie sich dann über deren Brut als Futterquelle hermachen.

Ölkäfer

Als Brutparasiten an den Larven der Wildbienen im Insektenhotel sind vor allem drei Ölkäferarten zu beobachten.

Schmalflügeliger Pelzbienenölkäfer Sitaris muralis

Im Bild ein Pelzbienenölkäfer Siatris muralis (Foto: Wofl-Commonswiki, Creative Commons Attr.-Share Alike 2.0 Germany)

Dieser schwarz gefärbte Ölkäfer ist vor allem an den gelben Flügelwurzeln leicht zu erkennen. Die Weibchen liegen im Sommer die Eier an den Eingängen von Legeröhren der Pelzbienen. Nach einem Monat schlüpfen die Larven. Da die Drohnen der Pelzbienen zuerst schlüpfen, lassen sich die Larven des Ölkäfers auf das Pelzbienenmännchen fallen und steigt dann während der Paarung auf das Pelzbienenweibchen um, frisst dann das von diesem Weibchen in der Niströhre abgelegte Ei und nimmt dort den Platz des Pelzbienennachwuchses ein.

Violetter Ölkäfer Meloe violaceus

Der Violette Ölkäfer wird etwas mehr als 3cm groß und ist in Europa weit verbreitet. Bei diesem Ölkäfer lauern die langbeinigen Larven a einer Blüte einer Sand-, Pelz- oder Seidenbiene auf Nektarsuche auf und fliegen mit ihr huckepack in deren Nest, wo sie am Gelege parasitiert und von den Nektarvorräten lebt, bis sie als voll entwickelter Käfer das Nest verlässt und eine Blütenpflanze zur Eiablage der nächsten Ölkäfergeneration aufsucht.

Schwarzblauer Ölkäfer Meloe proscarabaeus

Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers (Foto: ArtMechanic, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Dieser Ölkäfer kommt in Europa und in weiten Teilen Asiens vor. Er hält sich tagsüber an Boden in Pflanzennähe auf. Die Larven klettern zu den Blüten hoch, wo sie auf eine blütenbesuchende Wildbiene klettern und sich von dieser in ihr Nest tragen lassen. Dort parasitieren sie den Nachwuchs der Wildbiene und ernähren sich von den Nahrungsvorräten.

Schmarotzerhummeln

Schmarotzerhummeln sehen den Echten Hummeln ähnlich, ihr Hinterleib ist jedoch weniger stark behaart und den Weibchen fehlen an den Hinterbeinen die Körbchen zum Einsammeln und Transportieren der Pollen.

Eine Kuckuckshummel ist auf den ersten Blick kaum von einer Echten Hummel zu unterscheiden. Hier im Bild die Keusche Schmarotzerhummel Bombus vestalis (Foto: Alvesgaspar, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

In Mitteleuropa kommen 9 Arten vor, die nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Sie werden auch Kuckuckshummeln genannt. Denn sie schmuggeln ähnlich wie das Kuckucksweibchen in einem unbewachten Augenblick ihre Eier in das Nest einer echten Hummel und lassen ihre Larven von den Arbeiterinnen mitaufziehen.

Aus den Larven der Schmarotzerhummeln entwickeln sich keine Arbeiterinnen, nur Männchen und Weibchen. Die Männchen sterben nach der Befruchtung der Weibchen ab, die befruchteten Weibchen überwintern in einem Versteck, um im Frühjahr ihre Eier ins Nest der Wirtshummeln zu legen.

Goldwespen

Allein in Mitteleuropa gibt es etwa 100 Goldwespenarten (Familie Chrysisidae). Sie sind Brutparasiten. Das Weibchen sucht eine bereits gefüllte Legeröhre einer Wildbeine, einer Grab- oder Faltenwespe auf, öffnet die meist verschlossene Röhre und legt ihre eigenen Eier hinein.

Die aus dem Ei geschlüpfte Larve der Goldwespe tötet die Larve des Wirtstiers gleich und ernährt sich dann von deren Vorrat an Futter, also in der Regel von Pollen und Nektar. Oder sie lässt die Wirtslarve zunächst leben, parasitiert und frisst sie dann erst im Puppenstadium völlig auf.

Für Menschen sind Goldwespen aber völlig harmlos und ungefährlich, eher nützlich. Denn die adulten Goldwespen ernähren sich nicht parasitär wie ihre Larven, sondern Blütenpollen und Nektar und bestäuben dabei Nutz- und Zierpflanzen.

Im Bild die Kupfergoldwespe Chrysis cuprea. Ihre Larve parasitiert die Larven von Mauerbienen (Foto: Martin Zahnd, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported)

Netzspinnen

Für Netzspinnen erweist sich ein Insektenhotel als regelrechtes Schlaraffenland. Wenn sie vor den Zugängen zu Schilfstängeln, Bambusröhren, Loch- und Gitterziegeln, den Holzscheiten und Baumscheiben ihre Netze spinnen, können sie zahlreiche anfliegende Wildbienen, Schmetterlinge und andere Bewohner des Insektenhotels erbeuten.

In diesem Ausschnitt eines eigentlich gut konstruierten und aufgefüllten Insektenhotels sind in jedem Fach zahlreiche Spinnweben zu sehen – eine Todesfalle für viele Insekten auf dem Weg zu den Nist- und Wohnröhren. Dann lässt sich nur vermeiden, wenn man regelmäßig die Spinnweben beseitigt.

Spechte und andere Vögel

Spechte und auch andere, Weichfutter fressende Vögel haben an vielen Orten ein Insektenhotel als leicht zugängliche Futterquelle für sich entdeckt. Besonders für Spechte und Kleiber, die sonst mühsam Baumrinden abklopfen und Holz aufmeißeln müssten auf der Suche nach Käferlarven u. ä., für die ist solch ein gut besuchtes Insektenhotel ein wahrer Selbstbedienungsladen, wohl sortiert nach Art und Größe der Beutetiere.

Die Vorderfront dieses Insektenhotels ist über die gesamte Fläche mit einem engmaschigen Drahtgitter bespannt. Dies ist wohl in erster Linie dazu gedacht, Hölzer, Stängel und andere Nistmaterial am Herausrutschen zu hindern. Zugleich leistet das Gitter aber auch einen wirksamen Schutz vor Attacken von Spechten und anderen Vögeln auf der Suche nach Insektenlarven als leichte Beute. Für Netzspinnen stellt dies allerdings kein Hindernis, wie rechts oben und oben Mitte zu sehen ist.