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Blattläuse im Überblick

Mit Blattlausbefall der Pflanzen hat wohl jedoch Gärtner im Laufe der Vegetationsperiode zu tun. Es gibt allein in Mitteleuropa mehr als 800 Blattlausarten, die auch im Garten auftreten und an Obst, Gemüse- und Zierpflanzen saugen und diese damit schwächen können. Doch das ist kein Grund zu verzweifeln: Blattlauskolonien sitzen meist an den Triebenden und direkt unterhalb der Blütenstände und sind deshalb leicht auszumachen. Und es gibt eine ganze Reihe einfach anzuwendender Methoden und Mittel, um Blattläuse in die Flucht zu schlagen oder zu bekämpfen, ohne dass die Wirtspflanzen dabei Schaden nehmen.

Zur Biologie der Blattläuse

Blattläuse gehören zu den an Pflanzen saugenden Insekten. Sie sind meist nur wenige mm groß. Sie haben einen Stechrüssel, mit dem sie die Leibündel ihrer Wirtspflanzen anstechen und dann den Saft der Pflanzen aufsaugen können. Während vor allem die mit dem Saft aufgenommen Aminosäuren für den Stoffwechsel der Blattläuse genutzt wird, werden die Kohlenhydrate in Form von zuckerreichem Honigtau zum großen Teil wieder ausgeschieden. Wenn dieser Honigtau dann auf darunter liegende Laubblätter tropft, überziehen bald schwärzlich braune Sporen von Rußpilzen diese Honigtauflecken.

Meist wechselt bei den Blattläusen eine geschlechtliche Generation aus Männchen und Weibchen mit mehreren ungeschlechtlichen Generation ab, die nur aus Weibchen bestehen, die lebendgebärend sind. Die geschlechtliche Generation der Weibchen legt dagegen befruchtete Eier. Es gibt ungeflügelte und geflügelte Tiere. Die geflügelten Blattläse können bei einer drohenden Überbevölkerung durch Blattlaus-Nachkommen neue Wirtpflanzen aufsuchen und dort eine neue Population von Blattläuse gründen. Dabei wechseln etwa 10% der Blattlausarten auch bei dieser Gelegenheit die Pflanzenart.

Greifen beispielsweise Marienkäfer eine Blattlauskolonie an, dann stoßen die Blattläuse einen Duftstoff aus, der in der Kolonie große Unruhe auslöst, manche Blattläuse lassen sich einfach zu Boden fallen, andere lösen damit ein unmittelbar folgende Generation geflügelter Blattlausnachkommen aus, die die angegriffene Kolonie verlassen und auf anderen Pflanzen eine neue Blattlauskolonie gründen können.

Manche Ameisenart geht mit den Blattläuse eine regelrechte Symbiose mit wechselseitigem Nutzen ein, indem sie die Blattläuse vor den Attacken der Fressfeinde schützt und im Gegenzug dafür vom Honigtau als Nahrungsquelle profitieren.

Blattlausschädlinge im Garten

Blattlauskolonien an einer Baldrianpflanze

Grüne Pfirsichblattlaus Myzus persicae

Geflügelte Form der Grünen Pfirsichblattlaus (Foto: Scott Bauer, Public Domain). 

Die Grüne Pfirsichblattlaus gehört innerhalb der Blattläuse zur Familie der Röhrenblattläuse. Sie lebt nicht in großen Kolonien und wechselt die Wirtspflanzen. Die Pfirsichblattläuse sind ca. 2mm groß. Die flügellosen Blattläuse der Sommergeneration sind flügellos und grün gefärbt. Die nachfolgenden Generationen haben Flügel, Kopf und Brustsegmente sind bei ihnen schwarz oder schwarzbraun gefärbt. Pfirsichblattläuse überwintern im Eistadium, teilweise aber auch Imago an geeigneten Plätzen am Pfirsichbaum. Im Mai vermehren sie sich dann ungeschlechtlich und im laufe der Sommermonate folgen weitere Generationen. Von der Grünen Pfirischblattlaus befallene Bäume erkennt man ihren eingerollten Laubblättern. Die größeren Schäden an den Pflanzen werden aber durch die Übertragen von Viruskrankheiten verursacht, durch deren Infektion die Blätter vergilben.

Große Rosenblattlaus Macrosiphum rosae

Verschiedene Entwicklungsstadien der Großen Rosenblattlaus (Foto: Karl432, Creativ Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Geflügelte Form der Großen Rosenblattlaus (Foto: Karl432, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Unported).

Die Große Rosenblattlaus kommt in ganz Europa vor und ist ausgesprochen häufig an Rosen zu finden – sher zum Leidwesen der Rosenzüchter. Außer auf Rosen kommt diese Blattlaus auch auf Skabiosen und Karden vor. Sie wird bis zu 4mm groß. Es gibt geflügelte und ungeflügelte Exemplare. Die Flügel sind glasig durchsichtig. Mit ihnen können sie weite Strecken aktiv fliegen oder sich einfach vom Wind verdriften lassen. Die Weibchen legen zunächst unbefruchtete Eier, aus denen sich mehrere Generation ungeflügelter Weibchen entwickeln.  Erst am Ende der Generationenfolge bilden sich auch geflügelte Weibchen, die zielgerichtet zu neuen Wirtspflanzen fliegen. Die befruchteten Weibchen legen im Herbst Eier, die überwintern können. Aus dieser Generation schlüpfen dann im darauffolgenden Frühjahr wiederum ungeflügelte Weibchen. Die Große Rosenblattlaus ist recht hartnäckig und überlebt selbst den Einsatz mancher Insektizide. Bereits nach wenigen Wochen tauchen wieder Exemplare der nächsten Generation auf. Hilfreich ist dagegen der  Einsatz ihrer Fressfeinde; zu diesen Nützlingen zählen die meisten Marienkäferarten, sowie die Larven von Florfliegen und Schwebfliegen.

Holdunderblattlaus Aphis sambuci

Holunderblattläuse (Foto: James Lindsey at Ecology of Commanster, Creative Commons Attr.-Share Alike 2.5 Generic)

Die Holunderblattlaus ist in ganz Europa häufig. Sie lebt fast ausschließlich auf Holunder, seltener findet man sie auch an Wegericharten und Nelken. Sie ist einige mm groß mit einer baugrauen bis schwarzen Körperfarbe und schwarzen Beinen. Auf dem Rücken hat sie kleine Röhren, aus denen ein Saft austritt, mit dem sie die Mundwerkzeuge von Angreifern verkleben und damit ihre Fressfeinde unschädlich macht. Das hilft ihnen aber nichts gegen Blattläuse. Auch bei diesen Röhrenblattläusen gibt es einen Generationswechsel zwischen ungeflügelten Weibchen, die ohne Befruchtung Eier legen, und Nachkommen, die teils Flügel haben, teils ungeflügelt bleiben. Die geflügelten Tiere suchen neue Wirtspflanzen auf. Im Herbst kommen dann auch Männchen vor, die letzte Weibchen-Generation vor Einbruch des Winters befruchten. Die befruchteten Eier überwintern am Holunder, aus ihnen schlüpfen dann im Frühjahr wieder ungeflügelte Weibchen.

Reblaus Datulosphaira vitifoliae

Die Reblaus gehört zur Familie der Zwergläuse, die mit den Blattläuse nah verwandt sind. Im Gegensatz zu anderen Blattläusen haben Rebläuse keine Wachsdrüse und bei den geflügelten Formen stehen die Flügel immer steil aufrecht. Es gibt Wurzelrebläuse, die an den Wurzeln der Weinreben parasitieren. Bei ihnen kommen nur weibliche Tiere, die keine Flügel haben und blaugrün gefärbt sind. Die Rebfliegen parasitieren dagegen am Laub der Weinreben. Die weiblichen Rebfliegen haben Flügel, sind nur 1mm groß und gelblich grün bis ockern gefärbt. Die männlichen Rebfliegen – sie leben nur bis zu 8 Tage – sind sogar mit weniger als 0,3mm noch kleiner und hell gelb gefärbt. Beide Geschlechter haben keinen Saugrüssel und nehmen auch keine Nahrung auf. Die Larven, Maigallenläuse genannt, häuten sich viermal, bis sie eine Endgröße von etwas mehr als 1mm erreicht haben.

Blattgallen der Reblaus (Foto: Joachim Schmid, Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Germany).

Von der Wurzelreblaus verursachte Nodosität der Wurzeln eines Rebstocks (Foto: Joachim Schmid Creative Commons Attr.-Share Alike 3.0 Germany).

Die Reblaus wurde in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts aus Nordamerika nach Europa eingeschleppt, wo sie vor allem in Frankreich immense Schäden und Ausfälle im Weinbau anrichtete. Zunächst hatte man mit der Bekämpfung mit Hilfe von Insektiziden wenig Erfolg, bis es in Amerika gelang Reblaus-resistente Reben zu züchten und auch in Europa Edelsorten unter Verwendung von Reblaus-resistenten Wurzelstöcken als Unterlage zu kultivieren. Im Zuge der Klimaerwärmung erlebt die Reblaus derzeit eine Renaissance, begünstigt durch sogenannte Zierreben, die im Hobbygarten in erster Linie als Kletterpflanzen kultiviert werden. Auch in größeren Monokulturen im Weinanbau kann es gelegentlich zu Reblaus-Epidemien kommen. Der Schaden , den   die Rebläuse selbst anrichten in gering verglichen mit den infektiösen Bakterien, Viren und Pilze, die die Rebläuse auf die Pflanzen übertragen.

Bekämpfung

Altbewährte Hausmittel

Es gibt eine ganze Reihe alter Haurezepte, wie man mit einfachen Mitteln Blattläuse bekämpfen kann, die wir aber nicht alle selbst getestet haben. Einfach ‚mal selbst ausprobieren, was funktioniert und was nicht; denn das hängt nicht nur von der Art und dem Entwicklungsstadium der Blattläuse, sondern auch von den Wirtspflanzen und der näheren Umgebung im Garten ab.

Hierzu zunächst einige mechanische Methoden, die darauf abzielen, die Blattläuse von der Wirtspflanze abzustreifen oder abzuspülen: Zum Beispiel soll man die von Blattläusen befallene Pflanzen von allen Seiten vorsichtig mit handwarmem Wasser abspülen und die Pflanze anschließend mit kaltem Kaffee oder Tee gießen.

Blutläuse sitzen unter einer wollartigen Wachsschicht in den Ritzen in der Baumrinde. Sie parasitieren vor allem Rosen und Apfelbäume. Man kann die Blutläuse einfach abbürsten, stark von Blutläusen befallene Äste muss man herausschneiden und vernichten.

Oder man streut kalte Tabakasche über die Pflanzen, um die Blattläuse in die Flucht zu schlagen. Den gleichen Effekt kann man erzielen, indem man die Pflanzen mit einer Lösung aus Schmierseife besprüht.

Quassiaholz, auch Bitterholz genannt, ist für Menschen harmlos, für Blattläusen und andere Insekten wirkt es aber als tödliches Kontaktgift.  Man kocht dazu jeweils etwa 100g der Quassiaholzspäne pro 1 Liter Wasser ab und sprüht die erkaltete Lösung an die Blattlauskolonien. Ebenso soll Alaunsalzlösung den Blattläusen den Garaus machen: Dazu löst man 40g des Alaun in einem Liter kochendem Wasser auf und füllt dann diese Lösung mit kaltem Wasser auf 10 Liter auf. Auch aufschäumendes Geschirrspülmittel, mit einem Schwamm oder Tuch direkt auf die Blattlauskolonie getupft, tötet die Blattläuse sofort ab. Auch Brennnesselbrühe, über Nacht angesetzt, soll gegen Blattläuse helfen. Oder eine Jauche aus Eichenblättern, mit Wasser im Verhätlnis 1:5 verdünnt. Ein Sud aus Rhabarberblättern hat sich zur Bekämpfung vor allem der Schwarzen Bohnenblattlaus bewährt.

Eine ganze alte Methode zur Blattlausbekämpfung, die systemisch wirkt, wobei das Gift mit dem Gießwasser von den Wurzeln der Pflanze aufgenommen und über die Leitbahnen nach oben bis in die Blätter und Blütenstände  transportiert wird, besteht darin, dass man regelmäßig Zündhölzer mit dem Köpfchen nach unten in die Erde rund um die Pflanze steckt. Der Schwefel löst sich mit der Zeit aus den Zündhölzern und wird in gelöster Form von den Blattläusen beim Sauge an der Pflanze aufgenommen.

Es gibt eine ganze Reihe von Pflanzen, die für Blattläuse unangenehm riechen und sie in die Flucht schlagen oder vom Befall der Wirtspflanzen abhalten können, solche als Repellents wirkende Pflanzen sind:

  • Lavendelsträucher abwechselnd zwischen Rosenstöcke gesetzt; ebenso können Studentenblumen (Tagetes) oder Knoblauch zwischen die Rosen gepflanzt werden.
  • Anis oder Koriander zwischen die zu schützenden Pflanzen gesetzt
  • Um die Weinstöcke vor der gefürchteten Reblaus zu schützen, setzt man Tomatenpflanzen zwischen die Reben.
  • Um Bohnenläuse fernzuhalten, pflanzt man Bohnenkraut zwischen die Stangen- und Buschbohnen.
  • Man kann auf der Baumscheibe unter einem Kirschbaum Kapuzinerkresse aussäen. Der intensive Geruch zieht die Blattläuse an und lenkt sie damit vom Baum ab.

Gelbtafeln

De Geflügelten Blattlaus-Generationen lassen sich mit Gelbtafeln, die man zwischen die Pflanzen hängt, abfangen.

Natürliche Feinde

Blattläuse haben viele natürliche Feinde, die man durch attraktive Milieubedingungen, Nist- und Übernachtungsmöglichkeiten  z.B. in Form eines Insektenhotels oder anderer Unterkünfte, gezielt in den Garten locken kann. Zu den Fressfeinden der Blattläuse gehören  die meisten Arten der Marienkäfer, Florfliegen, Ohrkneifer, Schlupfwespen, Raubwanzen und sogar einige Singvögel.

Pflanzenschutzmittel

Für die Bekämpfung von Blattläusen in Privat- und Hobbygärten sind nur wenige Spritzmittel zugelassen, deren natürlichen Wirkstoff Rapsöl ist. Es gibt Austriebspritzmittel, die zum Zeitpunkt des Blattaustriebs angewendet werden. Damit lässt sich rechtzeitig der Aufbau einer Blattlaus-Population unterbinden. Eier und Larven der Blattläuse lassen sich z. B. mit Naturen Schädlingsfrei Obst & Gemüse Konzentrat, Blattläuse und andere saugende Pflanzenschädlinge mit Naturen Schädlingsfrei Obst & Gemüse, bzw. Naturen Schädlingsfrei Zierpflanzen bekämpfen.

Vorbeugen

Um einer Blattlausinvasion vorzubeugen, kann man im Vorfeld dazu einiges tun:

  • Den als Nützlingen bekannten Blattlausfressern optimale Milieubedingungen schaffen, durch Aufstellen von Nist- und Übernachtungsmöglichkeiten in Form eines Insektenhotels, Marienkäfer- oder Florfliegenkastens, mit Stroh gefüllten Tontöpfen für die Ohrkneifer und für Futterquellen für die Imagines der Nutzinsekten sorgen.
  • Die Widerstandsfähigkeit und Abwehrkräfte gegen saugende Insekten wie die Blattläuse kann man fördern durch eine sorgfältige Bodenpflege sowie eine ausreichende Versorgung mit Wasser und Nährstoffen – Blattlauskolonien bilden sich vor allem auf überdüngten Pflanzen mit schwammigem Gewebe oder auf geschwächten, unterernährten Kümmerpflanzen.
  • Von der Pflanze aufgenommene Brennnesseljauche hat eine starke systemische Wirkung zum Schutz vor Blattläusen und anderen saugende Insekten.

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